Ein Kommentar von Rainer Grünberg

Die Bundesliga ist die stärkste Handballklasse der Welt, umso erstaunlicher bleibt der makellose Durchmarsch des THW Kiel zur 17. deutschen Meisterschaft des Vereins. Das spricht zum einen für die hervorragende kontinuierliche Arbeit des Trainers Alfred Gislason und seiner nimmersatten Profis, andererseits auch gegen die Konkurrenz vor allem aus Mannheim und Hamburg, die bislang mit ähnlich hohem finanziellen Aufwand versuchte, die Vorherrschaft der Kieler zu brechen. Immerhin ist dies dem HSV in der vergangenen Saison gelungen, und dieser Titelgewinn kann angesichts der momentanen Siegesserie des THW im Nachhinein nicht hoch genug bewertet werden.

In Kiel, das ist womöglich der feine Unterschied, käme nach einer gewonnenen Meisterschaft aber wohl niemandem im Verein, dem Team oder dem Umfeld auch nur eine Sekunde lang der Gedanke, sich auf dem Lorbeer auszuruhen. Erfolg verpflichtet. Er ist nicht die Ausnahme, sondern die Regel, eine Selbstverständlichkeit. Entsprechend nüchtern wird er - bei aller Freude - eingeordnet. Das hat mit Tradition zu tun, von der die Kieler reichlich haben. Hamburger und Mannheimer dagegen müssen sich diesen Wert noch hart erarbeiten. Das erfordert Geduld, eine realistische Erwartungshaltung und ein mittelfristig tragfähiges Konzept. Beim HSV und den Rhein-Neckar Löwen wird es gerade entwickelt. Bisher nicht gekannte pekuniäre Zwänge machen ein Umdenken hier wie dort nötig.

Die Kieler können jetzt im eigenen Interesse nur hoffen, dass ihnen bald wieder ernsthafte Konkurrenz erwächst. Auf Dauer hat die Alleinherrschaft einer Mannschaft noch keiner Sportart gutgetan.