Wenn Guillaume Gille seinen Kleinwagen an der Volksbank-Arena parkt, bekommt er von den Teamkollegen schon mal einen Spruch zu hören. "Ich brauche kein größeres Auto", lässt der Kapitän der HSV-Handballer dann wissen. Und weil auch sein Bruder Bertrand mit Ressourcen haushält, gabelt ihn Guillaume auf dem Weg von Quickborn zum Training meist noch auf.

Was seinen Beruf angeht, ist Gille, 34, weniger genügsam. Wie Bertrand, 33, wurde er mit der französischen Nationalmannschaft Olympiasieger, Welt- und Europameister. Nur der deutschen Meisterschaft sind die beiden Brüder vergeblich hinterhergelaufen, seit sie 2002 den Wechsel zum neuen HSV wagten. Heute Abend sollte der große Wurf endlich gelingen: Mit einem Heimsieg gegen Gummersbach wäre auch die schwierigste Mission der letzten verbliebenen Gründungsmitglieder erfüllt.

"Das wäre eine Riesenbelohnung für das, was wir täglich leisten", sagt Guillaume Gille, und wie jeder seiner Sätze ist auch dieser druckreif formuliert. Seine drei Töchter sprächen sogar bald besser Deutsch als Französisch, sagt er mit gespielter Verzweiflung. Die Familie war dem Spielmacher schon immer kostbarer als jedes Statussymbol. Vor zwei Jahren fuhr er einmal in einer Nobelkarosse vor. Ein Sponsor hatte sie ihm als Anerkennung für den WM-Sieg zur Verfügung gestellt. Nach einer Woche gab Gille das Fahrzeug leichten Herzens wieder zurück.