Basketball

Hamburg Towers sind bereit für Berlin und München

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Rainer Grünberg
Towers-Center Maik Kotsar (24) war mit zwölf Punkten und elf Rebounds einmal mehr ein Erfolgsfaktor im Hamburger Spiel.

Towers-Center Maik Kotsar (24) war mit zwölf Punkten und elf Rebounds einmal mehr ein Erfolgsfaktor im Hamburger Spiel.

Foto: imago images/Hübner

Nach zweitem Sieg über Braunschweig innerhalb von drei Tagen bleiben Hamburgs Basketballer auf Play-off-Kurs.

Braunschweig/Hamburg. Als Spielmacher T.J. Shorts sich eine halbe Minute vor der Schlusssirene, die Begegnung war zu diesem Zeitpunkt längst entschieden, auf den Ball stürzte, ihn unter dem eigenen Korb liegend fest in seine Arme schloss und ihn nicht wieder losließ, mag Towers-Trainer Pedro Calles in diesem Moment das Herz aufgegangen sein. Genau diese Einstellung erwartet der Spanier von seinen Profis. Einsatz von der ersten bis zur letzten Sekunde, im Spiel wie im Training.

Die Szene gehörte in der Braunschweiger Volkswagen Halle allerdings zu den wenigen bemerkenswerten in einem vom Niveau her eher mäßigen, von müden Beinen und Armen geprägten Bundesligaspiel, das die Hamburg Towers bei den Braunschweiger Löwen 74:63 (15:12, 19:15, 20:20, 20:16) gewannen und mit ihrem 13. Saisonerfolg Play-off-Platz sieben festigten.

Während die Towers beim glücklichen 84:81-Heimsieg nach Verlängerung am vergangenen Mittwoch gegen denselben Gegner in 45 Minuten gerade mal 78 Sekunden in Führung lagen und in den letzten fünf Minuten der regulären Spielzeit einen 57:69-Rückstand aufholten, gestaltete sich der Spielverlauf aus Hamburger Sicht drei Tage später wesentlich unaufgeregter.

Hamburg Towers auf Play-off-Kurs

Der Ausgleich der Braunschweiger nach 5:24 Minuten des ersten Viertels zum zwischenzeitlichen 5:5 sollte bis zum Spielende der letzte Gleichstand bleiben, beim 27:28 nach 18:55 Minuten kamen die Löwen diesem noch ein abschließendes Mal nah. Danach hatten die Towers Ball, Gegner und ihre Nerven weitgehend im Griff.

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Mit 23 Punkten, Trefferquote aus dem Feld: 9 von 17 (52,9 Prozent), war Jordan Swing (30) nach zuletzt nicht immer überzeugenden Leistungen diesmal bester Werfer auf dem Parkett. „Als Basketballer muss man sich oft durch Ups und Downs kämpfen – mal fällt alles, mal ist der Korb wie zugenagelt“, erklärte der US-Amerikaner seine Schwankungen. Er hatte erneut Extraschichten im Kraftraum und in der Halle eingelegt, was seinem Trainer gut gefallen haben dürfte.

Der Auftritt seiner Mannschaft in Braunschweig fand nur bedingt Calles’ Zustimmung. „Ich möchte meinen Spielern zu diesem Sieg gratulieren, sie haben dafür hart gearbeitet“, sagte er gewohnt respektvoll, „es war jedoch ein schwieriges Spiel, vor allem nach dem zähen Beginn mit vielen vergebenen Würfen auf beiden Seiten. In der Offensive sind beide Teams schwach gestartet.“

Die Towers zielten etwas besser

Es habe danach eine Weile gedauert, „bis wir Vertrauen in unsere Aktionen gefunden haben“. Einmal mehr war die aggressive Defensive der Towers mit zehn Steals (Braunschweig: vier) ausschlaggebend für den Sieg – neben der Wurfschwäche der Braunschweiger, die neun Fehlversuche von der Freiwurflinie hatten und nur 19 von 51 Würfen (37,3 Prozent/Saisonwert: 47,0) aus dem Feld einnetzten.

Die Towers zielten zwar etwas besser, 29 Treffer bei 69 Versuchen aus der Zwei- und Dreipunkte-Distanz (42,0 Prozent), doch auch sie blieben klar unter ihrem Saisonwert von 46,9 Prozent. Verlass war bei ihnen wieder auf Center Maik Kotsar (24). Der Este erzielte zwölf Punkte, griff sich elf Rebounds, davon vier in der Offensive.

Seine Qualitäten sind auch in dieser Woche gefragt, wenn die Towers in ihrer Wilhelmsburger edel-optics.de Arena gegen die beiden deutschen EuroLeague-Teams antreten, am Dienstag (18.30 Uhr) gegen Meister Alba Berlin mit dem gebürtigen Hamburger Louis Olinde (23), am Sonnabend (20.30 Uhr/beide Spiele bei MagentaSport) gegen dessen Vorgänger Bayern München.

Der Klassenerhalt ist praktisch geschafft

Beide Clubs geben ein Vielfaches zu den rund 3,5 Millionen Euro aus, die den Towers in dieser Saison zur Verfügung stehen. Mit einem wegen Corona von 25 auf etwa 20 Millionen Euro abgespeckten Etat sind die Münchner weiterhin der Branchenführer vor den Berlinern, die auf die Hälfte des Budgets kommen dürften.

Beim Verhältnis von Aufwand und Ertrag können die Towers mit den beiden Spitzenteams indes mithalten. Der Klassenerhalt, das erste Saisonziel, ist praktisch geschafft, rechnerisch fehlt dafür noch ein Sieg. Die Play-off-Teilnahme (Platz eins bis acht) wäre der nächste Entwicklungsschritt. Gegen Berlin und München bietet sich die Gelegenheit,
Erfahrungen auf höchstem Niveau zu sammeln.

Wobei beide Mannschaften wegen der zusätzlichen Belastungen in der EuroLeague mit ihren ebenfalls 34 Spieltagen in der Bundesliga gelegentlich schwächelten, hier wiederholt größere Rückstände wettmachen mussten, was beiden zuletzt aber regelmäßig gelang. „Schaffen wir es, über die gesamten 40 Minuten mit hoher Intensität zu ver­teidigen, haben wir eine Chance“, sagt Towers-Sportchef Marvin Willoughby.