Jerome Boateng und Philipp Lahm überragten in einer guten Mannschaft, die nur wenige Schwächen im Finale gegen Argentinien zeigte. Die Einzelkritik der DFB-Elf.

Rio de Janeiro.

Manuel Neuer: Musste gegen Higuain in Halbzeit zwei Kopf und Kragen riskieren und bewahrte seine Mannschaft vor einem Rückstand. Fehlerlos.

Philipp Lahm: Offensiv stark, defensiv kaum gefragt. Über seine rechte Abwehrseite versuchten es die Argentinier gar nicht erst ernsthaft, was ja auch für ihn spricht. Wollte diesen Titel so sehr, dass er sich vom Schiedsrichter in der Halbzeit nicht einmal mehr vom Platz zurückpfeifen ließ, als er zu früh aus der Kabine kam. Kurbelte in Halbzeit zwei das Offensivspiel an.

Jerome Boateng: Rettete in der 40. Minute für den geschlagenen Neuer kurz vor der Linie. Stemmte der Wucht der Argentinier seine eigene entgegen. In einer insgesamt wackligen Abwehr war er herausragend, fing am Ende fast jeden Angriff ab.

Mats Hummels: Verlor gegen Messi jedes Laufduell, und man musste sich die Frage stellen, warum der Matchplan das überhaupt zuließ. Wirkte nervös und schwamm einige Male gewaltig. Ausgerechnet zum Finale zeigte er sein schwächstes Turnierspiel. Zudem körperlich am Ende.

Benedikt Höwedes: Wurde oft gegen Messi allein gelassen und traute sich kaum noch nach vorn. Wenn doch, dann rutschten ihm die Flanken über den Spann. Defensiv aber insgesamt stabil und kopfballstark.

Bastian Schweinsteiger: Plauschte vor Anpfiff locker mit Topmodell Gisele Bündchen. Spielte ebenso weltmännisch. Dirigierte das deutsche Spiel und versuchte mit seiner eine Ruhe, den Kollegen die Nervosität zu nehmen. Stand zweimal goldrichtig in der Defensive. Nach der Pause allerdings kaum noch gute Aktionen nach vorne.

Christoph Kramer: Kam zu diesem Endspiel wie die Jungfrau zum Kinde. Vor gut einem Jahr noch spielte er in der Zweiten Liga. Nun rückte er kurzfristig für Khedira in die Startelf. Er begann mutig. Doch die Schulter von Garay beendete diese zauberhafte Geschichte vom Tellerwäscher zum WM-Finalteilnehmer.

Thomas Müller: Kämpfte, rieb sich auf, maulte auch mal rum. Aber er tat sich enorm schwer gegen kompakte Argentinier. Dennoch ein Aktivposten.

Toni Kroos: Sorgte dafür, dass 80 Millionen Deutschen das Herz in die Hose plummste, als er eine Kopfballrückgabe genau in Higuains Lauf legte. Spielte nicht so dominant, wie im Halbfinale. Rückte nach Kramers Verletzung eine Position nach hinten und verlor da seine Deutungshoheit über das Spiel.

Mesut Özil: Begann auffällig, tauchte dann aber ab. Durfte nach Kramers Ausfall in seinen natürlichen Lebensraum hinter der Spitze zurück. Nutzte das kaum.

Miroslav Klose: Erster Verteidiger und Vorkämpfer. Wartete lange auf Anspiele. Bekam kaum welche. Rackerte nach hinten und wurde in Halbzeit zwei immer stärker.

André Schürrle (ab der 31. Minute für Kramer): Löws Spezialkraft kam für Kramer und wirbelte durch des Gegners Reihen. Hatte die erste deutsche Chance nach 37. Minuten. War eine Belebung.

Mario Götze (ab 88. für Klose): Der entscheidende Mann. Sein Tor war Weltklasse.