Nach dem 2:2 zwischen Portugal und Klinsmanns Amerikanern steht die deutsche Nationalmannschaft fast schon sicher im Achtelfinale. Sogar eine knappe Niederlage könnte fürs Achtelfinale reichen. Löw bangt um die verletzten Boateng und Khedira.

Santo André. Joachim Löw und seine Spieler saßen am Sonntagabend in ihrem WM-Quartier Campo Bahia gebannt vor dem Fernseher und bemühten einen Tag nach dem 2:2 (0:0) in ihrem zweiten Gruppenspiel gegen Ghana den Rechenschieber. Nach dem 2:2 (1:0) von Portugal gegen die USA konnten der Bundestrainer und sein Team jedoch relativ entspannt ins Bett gehen und schon vom Achtelfinale träumen.

Gegen die US-Boys mit dem früheren Bundestrainer Jürgen Klinsmann könnte sich die deutsche Nationalmannschaft am kommenden Donnerstag in Recife (18 Uhr/ZDF) wegen ihrer wesentlich besseren Tordifferenz aller Voraussicht nach sogar eine Niederlage leisten, um als Gruppenzweiter weiterzukommen. Schon ein Unentschieden reicht der deutschen Elf, um die Vorrunde als Gruppenerster abzuschließen.

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Ein Beispiel: Verliert das DFB-Team gegen USA im letzten Gruppenspiel mit 0:3 und gewinnt Ghana gleichzeitig mit 2:0 gegen Portugal, kommt Deutschland aufgrund der mehr geschossenen Tore noch ins Achtelfinale. Das Löw-Team hätte in diesem Fall ein Torverhältnis von 6:5, Ghana aber nur von 5:4.

„Wir wissen, dass wir nach wie vor eine gute Chance haben, die nächste Runde zu erreichen“, hatte Löw bereits nach der Achterbahnfahrt gegen die Black Stars aus Ghana gesagt. Deutscher Zeit um kurz vor zwei am Montag sah sich der 54-Jährige dann bestätigt.

Löw gegen Klinsmann, der ehemalige Assistent gegen seinen früheren Chef: Das wird auf alle Fälle ein brisantes Duell. Seit Wochen herrscht zwischen Löw und seinem früheren Boss, der ihn 2004 als Assistent zur DFB-Auswahl geholt hatte, Funkstille: „Dass wir zuletzt keinen Kontakt hatten, ist aber auch klar. Das ist vor einem solchen Turnier, in dem man dann auch noch aufeinander trifft, normal“, sagte Löw.

Philipp Lahm betonte unterdessen, dass das Wiedersehen mit Klinsmann keine Sentimentalitäten bei der deutschen Mannschaft auslöst: „Das ist ein Thema der Medien, nicht der Spieler. Wir hatten eine super Zeit, aber das ist ein paar Jahre her. Jetzt geht es für uns ums Achtelfinale.“

Der Kapitän ist sicher, dass die DFB-Auswahl die Oberhand behält. „Wenn wir unsere Leistung abrufen, sehe ich keine Gefahr. Auch Miroslav Klose, der seiner Mannschaft das Remis gegen Ghana gerettet hatte, ist siegessicher: „Wir haben jetzt mehr Druck. Aber wir kennen das. Wir werden trotzdem unsere Leistung abrufen.

Bereits nach dem Dämpfer gegen Ghana hatte DFB-Präsident Wolfgang Niersbach der Mannschaft auf dem zweistündigen Rückflug von Fortaleza nach Porto Seguro Mut zugesprochen: „Es war ein tolles WM-Spiel, es war alles drin. Vor allem war es ein echter Härtetest für den Willen. Ihr könnt stolz auf euch sein.“

Gegen die USA sollte die deutsche Elf abe rnicht noch einmal so vogelwild auftreten wie gegen die Afrikaner. „Hinten raus wurde es zu wild. Die letzten 15 Minuten waren Harakiri“, monierte Toni Kroos und legte damit den Finger in die Wunde.

Löw muss nach dem Ergebis zwischen den USA und Portugal nicht mehr allzu große Sorgen haben, auch wenn hinter Jerome Boateng (Oberschenkelverhärtung) und Sami Khedira (Innenbandzerrung) noch ein kleines Fragezeichen steht. Teammanager Oliver Bierhoff gab am im ZDF bereits Entwarnung, zumindest Boateng sollte am Montag wieder trainieren. Für Khedira könnte erstmals in Brasilien Bastian Schweinsteiger von Beginn an spielen, der nach seiner Einwechslung in den letzten 20 Minuten gegen Ghana für neuen Schwung sorgte. Müllers Einsatz steht trotz einer leichten Kopfverletzung nichts im Wege.