Eine erneut krasse Schiedsrichter-Fehlentscheidung sorgte für Aufregung beim Sieg der Schweiz gegen Ecuador. HSV-Verteidiger Johan Djourou verschuldete die Führung der Südamerikaner.

Brasília. Die Abschiedstournee des großen Ottmar Hitzfeld hat mit einem Last-Minute-Sieg begonnen. Die Schweizer Nationalmannschaft kam mit dem angehenden Rentner auf der Trainerbank nach einer Aufholjagd in ihrem ersten WM-Spiel gegen Ecuador zu einem 2:1 (0:1) und zeigte dabei vor allem in der zweiten Halbzeit eine Energie-Leistung. Umjubelter Held war der eingewechselte Haris Seferovic, der in der Nachspielzeit (90.+3) den Siegtreffer erzielte.

„Unglaublich, dass wir das noch geschafft haben, ich bin glücklich, dass wir mit drei Punkten eingestiegen sind“, sagte ein erleichterter, abgekämpft wirkender Hitzfeld. Er räumte ein, dass seinen Spielern mit zunehmender Spieldauer die Höhenluft auf 1100 Metern über Meereshlöhe zu schaffen gemacht hatte: „Ecuador war uns am Schluss überlegen, aber wir haben auf unsere Möglichkeiten gewartet.“ Mit Erfolg.

Ecuador, das zum zweiten Mal nach 2006 das Achtelfinale erreichen will, war bis zur Pause die bessere Mannschaft und auch in der Schlussphase überlegen. „Aber es bringt nichts, wenn du das Spiel kontrollierst und trotzdem verlierst“, stelle Ecuadors Trainer Reinaldo Rueda ernüchtert fest.

Die Südamerikaner, die vor 68.351 Zuschauern im Stadion Nacional Mane Garrincha in der Hauptstadt Brasília einen deutlichen Heimvorteil genossen, waren durch Enner Valencia (22.) in Führung gegangen. Admir Mehmedi vom SC Freiburg erzielte drei Minuten nach seiner Einwechslung zur zweiten Halbzeit den Ausgleich (48.). Ein Treffer von Josip Drmic wurde fälschlicherweise wegen Abseits nicht anerkannt (70.). Es war nicht die erste Fehlentscheidung bei der WM. Für Drmic kam fünf Minuten später Seferovic.

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Wenn Hitzfeld bis zum Antritt des Ruhestandes nach der WM noch mehr als nur die beiden Gruppenspiele gegen Frankreich und Honduras bestreiten soll, müssen die Eidgenossen hellwach bleiben. Auch bei der WM 2010 hatte die Schweiz das Auftaktspiel gewonnen, war aber nach dem 1:0 gegen den späteren Weltmeister Spanien dennoch in der Vorrunde noch ausgeschieden.

Die Schweiz hatte gegen die clever auftretende Elf von Trainer Reinaldo Rueda bis tief in die erste Halbzeit hinein mit ihrer Nervosität zu kämpfen. Das belegten zahlreiche Probleme im Aufbauspiel, vor allem aber die völlig fehlende Zuordnung beim Gegentreffer, dem ein Freistoß von Walter Ayovi vorausging. In der zweiten Halbzeit dann wurden die Schweizer zielstrebiger, wirkten entschlossener.

Hitzfeld setzt auf Djourou und Bundesliga-Legionäre


In der zweiten Halbzeit dann wurden die Schweizer zielstrebiger, wirkten entschlossener. Hitzfeld hatte Mehmedi für den künftigen Berliner Valetin Stocker gebracht und damit ein goldenes Händchen bewiesen. Der Freiburger war nach einer Ecke von Rodriguez direkt zu Stelle und erzielte den Ausgleich.

Doch danach gaben die Schweizer noch mehr Gas und wollten den Siegtreffer erzwingen. In der hitzigen Schlussphase ging es rauf und runter. In der 86. Minute musste Benaglio noch einen gefährlichen, abgefälschten Freistoß von Walter Ayovi entschärfen.

Hitzfeld verfolgte die strukturierter und gefährlicher werdenden Aktionen seiner Mannschaft zumeist direkt von der Seitenlinie aus, auch nach über 30 Jahren im Trainergeschäft wirkte der 65 Jahre alte ehemalige Meistercoach von Bayern München und Borussia Dortmund angespannt. Mehr als einige gute Standards sprangen zunächst nicht heraus, nach der Pause aber drängte seine Mannschaft entschlossen nach vorne und erspielte sich gute Chancen.

Hitzfeld hatte von Beginn an auf gleich sechs Spieler auf der Bundesliga gesetzt. Neben Drimic, der vom Absteiger 1. FC Nürnberg zu Bayer Leverkusen wechselt, standen Torwart Diego Benaglio (VfL Wolfsburg), dessen Klubkollege Ricardo Rodriguez, Johan Djourou (HSV), Granit Xhaka (Borussia Mönchengladbach) und Xherdan Shaqiri (Bayern München) in der Startelf, hinzu kam noch der Neu-Berliner Valentin Stocker. Bei Ecuador stand der Stuttgarter Carlos Gruezo in der Anfangsformation.

Die Statistik

Schweiz: Benaglio/VfL Wolfsburg (30 Jahre/58 Länderspiele) – Lichtsteiner/Juventus Turin (30/64), Djourou/Hamburger SV (27/45), von Bergen/BSC Young Boys (31/42), Rodriguez/VfL Wolfsburg (21/22) – Behrami/SSC Neapel (29/49), Inler/SSC Neapel (29/74) – Shaqiri/Bayern München (22/34), Xhaka/Borussia Mönchengladbach (21/27), Stocker/FC Basel (25/25) ab 46. Mehmedi/SC Freiburg (23/22) – Drmic/1. FC Nürnberg (21/8) ab 75. Seferovic/Real Sociedad San Sebastian (22/12). – Trainer: Hitzfeld

Ecuador: Dominguez/LDU Quito (27/19) – Paredes/Barcelona SC (26/39), Guagua/CS Emelec (32/60), Erazo/Flamengo Rio de Janeiro (26/38), Walter Ayovi/Pachuca (34/91) – Noboa/Dynamo Moskau (29/43,) Gruezo/VfB Stuttgart (19/4) – Antonio Valencia/Manchester United (28/72), Montero/Morelia(24/41) ab 77. Rojas/Cruz Azul (25/31) – Enner Valencia/Pachuca (24/11), Caicedo/Al-Dschasira (25/51) ab 70. Arroyo/Atlante (27/21). – Trainer: Rueda

Schiedsrichter: Ravshan Irmatov (Usbekistan)

Tore: 0:1 Valencia (22.), 1:1 Mehmedi (48.), 2:1 Seferovic (90.+3)

Zuschauer: 68.351

Gelbe Karten: Djourou – Paredes

Torschüsse: 16:10

Ballbesitz: 59:41 %