Die Welt schaut heute auf Brasilien: Der Gastgeber eröffnet die Fußball-WM gegen Kroatien. Vorher singt noch Jennifer Lopez. Doch es wird auch wieder protestiert. Zehn Menschen sterben nach Unwetter.

São Paulo. Startschuss für die Fußball-WM in Brasilien: Der Gastgeber und Rekordweltmeister trifft heute (22 Uhr/ZDF) im Eröffnungsspiel in der Arena in São Paulo auf Kroatien. Im Vorfeld des Spiels wird die 20. WM-Endrunde feierlich mit einer 25-minütigen Show eröffnet. US-Sängerin Jennifer Lopez wird gemeinsam mit dem US-Rapper Pitbull und der brasilianischen Sängerin Claudia Leitte den WM-Song „We are one“ singen.

Mit einem Sieg gegen Kroatien will Brasilien Kurs auf den sechsten Titel nehmen. „Es sind sieben Schritte. Wir müssen jetzt den ersten gehen. Stufen überspringen können wir nicht“, sagte Trainer Luiz Felipe Scolari vor der ersten von sieben möglichen Begegnungen des favorisierten Gastgebers. Milliarden Fernsehzuschauer werden vor allem auf Brasiliens Stürmer Neymar schauen: Der 22-Jährige vom FC Barcelona soll der Superstar des Turniers werden. „Ich übernehme Verantwortung. Unsere Fans können sicher sein: 23 Krieger werden sich für die Seleção zerreißen und wollen den Titel holen“ versprach er und setzt auf die Fans im fußballverrücktesten Land der Welt: „Das Publikum ist unser zwölfter Mann, der wichtigste Mann.“

Auch wenn der Fußball ab heute für Milliarden Fans im Fokus steht, werden die Proteste gegen die WM in Brasilien nicht nachlassen. Für neun von zwölf WM-Städten sind Demonstrationen angekündigt. In São Paulo sind gleich mehrere Protestaktionen geplant.

Zehn Tote nach Überschwemmungen, Proteste angekündigt

Durch Überschwemmungen sind in Südbrasilien zehn Menschen ums Leben gekommen. Die starken Regenfälle haben im Bundesstaat Paraná zur Überflutung des Rio Iguazú geführt. Aus der Hauptstadt des Bundesstaates, Curitíba, sind fast 500 Einwohner in Sicherheit gebracht worden, teilen die Behörden mit. In der Arena Da Baixada von Curitíba sollen am 16. Juni die Begegnung zwischen Nigeria und Iran und eine Woche darauf das Spiel Spanien gegen Australien ausgetragen werden.

Wenige Stunden vor dem Beginn der WM ist ein Teil des Bodenpersonals an den Flughäfen der Millionenstadt Rio de Janeiro in den Streik getreten. Ausgerufen wurde der 24-stündige Ausstand von der lokalen Gewerkschaft SIMARJ, die damit gegen die seit Monaten festgefahrenen Tarifverhandlungen protestiert. Der Streik blieb nach örtlichen Medienberichten in den ersten Stunden ohne größere Auswirkungen. E

In São Paulo ist derweil ein neuer Streik der U-Bahnfahrer abgewendet worden. Die Gewerkschaft beschloss am Mittwochabend (Ortszeit) den Ausstand nicht fortzusetzen. Sie wird aller Voraussicht nach das Angebot für eine Lohnerhöhung von 8,7 Prozent annehmen. Rousseff machte vor dem Start der Fußball-WM klar, dass die Sicherheitskräfte keine Toleranz im Falle möglicher Krawalle zeigen werden. „Wir sind ein demokratisches Land, und wir respektieren das Recht der Menschen zu demonstrieren“, sagte sie. Doch es werde nicht die „geringste Rücksichtnahme“ gegenüber Randalierern geben. Die Regierung werde auch „die Sicherheit aller Touristen garantieren“.

In der Geschichte der WM-Eröffnungsspiele führt am Donnerstag mit dem Japaner Yuichi Nishimura zum dritten Mal ein Schiedsrichter aus Asien Regie. Überwiegend – in 13 von 20 Fällen – gab ein Referee aus Europa den Anpfiff zum Premierenspiel einer WM-Endrunde. Kurt Tschenscher aus Mannheim ist der bisher einzige Deutsche, dem diese Ehre zuteil wurde.

Drei Wolfsburger wohl in Startelf

Drei Profis aus der Bundesliga könnten beim Eröffnungsspiel auf dem Rasen stehen. Brasiliens Luiz Gustavo (VfL Wolfsburg) gehört seit dem Confederations Cup zur Stammelf von Trainer Luiz Felipe Scolari und ist im defensiven Mittelfeld eine feste Größe neben dem etwas offensiveren Paulinho. Gustavos Clubkollegen Ivica Olic und Ivan Perisic sollen für Kroatien auflaufen. Der Außenseiter weiß um die nervliche Belastung des Gegners. „Brasilien ist Favorit und muss als Gastgeber den Titel holen. Der Druck ist immens. Diesen Druck kann man nicht messen, den werden die Spieler nie mehr in ihrem Leben haben“, sagte Trainer Niko Kovac.

Mit großem Selbstvertrauen hat Kovac Brasilien den Kampf angesagt. „Wir sind für eine Überraschung gut. Ich bin zuversichtlich, dass mein Team ein historisches Ergebnis erreichen kann, wenn es nach Plan läuft“, sagte der Ex-Bundesliga-Profi. Seine Mannschaft wolle versuchen, den WM-Favoriten durch mutigen Offensivfußball aus dem Rhythmus zu bringen.

„Wir werden keinen Bus ins Tor stellen. Wir wollen angreifen und unsere Chance suchen. Und wir werden bis zum Schlusspfiff kämpfen. Das verspreche ich“, meinte Kovac, der offen ließ, welcher Akteur für den gesperrten Angreifer Mario Mandzukic (Bayern München) auflaufen wird.

Brasiliens Superstar Neymar flöße ihm keine Angst ein. „Ich habe wegen Neymar keine schlaflosen Nächte. Er ist ein Weltklassespieler, aber ich hatte sechs Monate Zeit, Brasilien zu studieren“, erklärte Kovac. „Das kleine Kroatien hat auch Weltklassespieler. Vielleicht hat ja Scolari schlaflose Nächte.“ Brasiliens Coach Luiz Felipe Scolari hatte aber kurz zuvor offenbart, gut schlafen zu können.

Mit Material von dpa und sid