Joachim Löw muss am Montag bei der Fifa sein endgültiges 23-köpfiges WM-Aufgebot benennen. Drei Spieler müssen demnach noch aus dem vorläufigen Kader gestrichen werden.

St. Martin. Couch oder Campo Bahia? Acht Wackelkandidaten müssen noch bis Montag zittern, ehe sie wissen, wo sie die WM-Endrunde in Brasilien (12. Juni bis 13. Juli) verfolgen. Erst am Tag nach dem Spiel der deutschen Nationalmannschaft am Sonntag in Mönchengladbach gegen Kamerun (20.30 Uhr/ARD) wird Bundestrainer Joachim Löw verraten, mit welchen 23 Spielern er am 7. Juni die Reise an den Zuckerhut antritt. Drei Profis werden bittere Tränen weinen, wenn sie von ihrer Ausmusterung erfahren.

Nachdem bereits zu Beginn des WM-Trainingslagers der DFB-Auswahl den Leverkusener Lars Bender verletzungsbedingt das WM-Aus ereilte, zählen kurz vor Ende des zehntägigen Aufenthalts in Südtirol weiterhin die relativ arrivierten Benedikt Höwedes, Julian Draxler, Marcel Schmelzer und Kevin Großkreutz aber vor allem auch die junge Riege Shkodran Mustafi, Matthias Ginter, Christoph Kramer und Erik Durm, der am Sonntag vor seinem Debüt in der Nationalmannschaft steht, zu den Wackelkandidaten. Der ebenfalls noch unerfahrene U21-Kapitän Kevin Volland dürfte dagegen mangels großer Alternativen im Angriff sein WM-Ticket sicher haben.

„Ich will sehen, dass die Spieler um ihr WM-Ticket kämpfen“, hatte Löw vor der Reise ins Passeiertal betont. Bei seinem Zwischenfazit nach einer Woche ließ er sich dann gerade mal entlocken, dass er mit dem Mönchengladbacher Mittelfeldspieler Kramer (23) recht zufrieden ist, auch das Dortmunder Greenhorn Durm (22) habe sich gut präsentiert. Hochzufrieden zeigte sich der Bundestrainer auch mit den beiden Innenverteidigern Mustafi (22) und Ginter (20): „Sie sind in einer hervorragenden Verfassung.“

Die Chancen des Schalkes Draxler (20), der bereits vor zwei Jahren zum vorläufigen Kandidatenkreis für die EM 2012 in Polen zählte und dann während des Trainingslagers in Südfrankreich von seiner Ausbootung erfuhr, sind dagegen offensichtlich ebenso gesunken wie die von BVB-Star Kevin Großkreutz (25), der nicht nur wegen seiner Pinkel-Affäre ins Hintertreffen geraten ist.

„Ich bin topfit und gebe Gas“, sagte Draxler lapidar. Angesichts der großen Konkurrenz im offensiven Mittelfeld (Marco Reus, Mesut Özil, Thomas Müller, Lukas Podolski, André Schürrle) jedoch scheint seine WM-Teilnahme recht unwahrscheinlich. Großkreutz ist nach Bekanntwerden seines Aussetzers in Berlin kleinlaut, aufgrund seiner Vielseitigkeit darf er dennoch von Brasilien träumen.

Hoffnungen für Kramer und Durm

Berechtigte Hoffnungen auf ihre erste WM-Teilnahme können sich Kramer und auch Durm machen. Nach dem Ausfall von Bender ist Kramer neben Sami Khedira und Bastian Schweinsteiger, die beide noch nicht im Vollbesitz ihrer Kräfte sind, der einzige Spieler, der sich in der defensiven Mittelfeldzentrale wohl fühlt. Bei seiner Länderspiel-Premiere gegen Polen (0:0) ließ er Mitte Mai sein Können bereits aufblitzen.

Durm, neben dem angeschlagenen Vereinskollegen Schmelzer einzig verbliebener Linksverteidiger im Kader, konnte in seinen gerade mal 19 Bundesliga-Spielen überzeugen und zudem in der Champions League gegen Real Madrid die Kreise von Portugals Superstar Cristiano Ronaldo entscheidend stören. „Erik hat in der Bundesliga und in der Champions League seine Klasse bewiesen. Deshalb ist er zu Recht bei der Nationalmannschaft“, lobte der frischgebackene Champions-League-Sieger Khedira den Youngster.“

Als Kandidat für die rechte Seite gilt Höwedes, der immerhin schon 19 Länderspiele auf dem Konto hat, zuletzt aber durch einen Muskelbündelriss zurückgeworfen wurde. „Wir haben einen großen Konkurrenzkampf. Aber ich arbeite hart daran, mir diesen Traum zu erfüllen“, sagte der Schalke-Kapitän.

Der ärgste Höwedes-Konkurrent dürfte Mustafi sein. Der Italien-Legionär kann in der Viererkette zwar alle Positionen spielen, dürfte aber aufgrund seiner Unerfahrenheit im Duell mit Höwedes den Kürzeren ziehen.

„Das werden wieder ganz schwere Entscheidungen. Aber das gehört auch zu meinen Aufgaben“, sagte Löw, der natürlich auch den Fitnesszustand seiner Kandidaten ins Kalkül ziehen muss. „Ich gehe davon aus, dass mir alle Spieler zur Verfügung stehen“, äußerte sich der Bundestrainer aber optimistisch in Richtung der angeschlagenen Manuel Neuer, der am Donnerstag erstmals wieder ein Lauftraining absolvierte, Philipp Lahm und Schweinsteiger, die zwischenzeitlich auch auf der Kippe standen.

Die voraussichtliche deutsche Aufstellung gegen Kamerun:

Weidenfeller - Höwedes, Mertesacker, Boateng, Durm - Khedira, Kroos - Müller, Özil, Reus - Klose.