Der Test gegen Polen läutet die WM-Vorbereitung des deutschen Nationalteams ein. Das Ziel: Joachim Löw und sein Team wollen Weltmeister werden. Für den Bundestrainer müsste das nicht der letzte Titel sein.

Hamburg. Auch im Fall des langersehnten Titelgewinns muss nicht Schluss sein für Joachim Löw. Nach einem Triumph im Sommer bei der WM in Brasilien würde der Freiburger nicht automatisch als Bundestrainer aufhören. „Das könnte man vielleicht so sehen“, erklärte der höchste deutsche Fußball-Lehrer vor dem Test-Länderspiel des Nationalteams in Hamburg gegen Polen zur Option, als Weltmeister-Coach auf dem Höhepunkt der Trainerkarriere abzutreten. „Genauso vorstellbar ist aber auch, dass es eine Motivations-Explosion gibt“, sagte Löw in einem Interview der „Hamburger Morgenpost“.

Stand heute gehe er davon aus, bis Vertragsende 2016 „auf jeden Fall“ Bundestrainer zu bleiben, betonte Löw im „Express“: „So haben wir das entschieden.“ Der Job „ist einer der besten der Welt“, betonte der 54-Jährige, der in sein viertes Turnier als Chef der DFB-Auswahl geht. Zwar wisse er nicht, „ob ich bis zu meiner Rente beim DFB bleiben werde“, meinte Löw. Aber im Moment verspüre er „überhaupt“ keinen Drang, bald zu einem großen Verein zu wechseln.

Bei seiner Premiere als Bundestrainer war Löw bei der EM 2008 in Österreich und der Schweiz Vize-Europameister geworden. Bei der WM 2010 in Südafrika und der EURO 2012 in Polen und der Ukraine hatte er Deutschland jeweils auf Rang drei geführt. Jetzt soll in Brasilien endlich der erste Titel für das DFB-Team seit 18 Jahren her. Klappt es, könnte es wie bei den Spaniern mit dem Titelcoach weitergehen: „Vicente del Bosque hat nach dem WM-Titel 2010 gesagt, jetzt will ich auch noch die EM gewinnen“, erinnerte Löw.

„Titel sind die Krönung“, hatte Löw schon mehrmals gesagt, aber zugleich verdeutlicht, dass sein Seelenheil nicht allein von einem Triumph in Brasilien abhänge. „Natürlich ist der Titel das Ziel. Wir waren mit Jogi Löw bei einem Turnier immer unter den letzten vier Mannschaften. Aber erzwingen kann man den Titel nicht. Das 1:0 gegen Chile im Test im März hat gezeigt, wie schwer es wird“, unterstrich DFB-Präsident Wolfgang Niersbach in der „Sport Bild“ (Mittwoch).

Für Niersbach ist ein vorzeitiger Abschied von Löw kein Szenario. „Wir haben die Verträge mit unseren sportlichen Köpfen in der klaren Absicht verlängert, mindestens bis 2016 zusammenzubleiben. Warum soll auch etwas geändert werden? Die Mannschaft bleibt zusammen, der Einzige, der nach der WM vermutlich aufhört, ist Miro Klose aus Altersgründen. Der Kader hat eine glänzende Perspektive“, betonte der Verbandschef.

Löw sei „ein absolut erstklassiger Trainer, er weiß aber auch, dass der DFB ein erstklassiger Arbeitgeber ist“, unterstrich Niersbach. „Wir alle hier haben hervorragende Bedingungen, ein Super-Verhältnis zum Präsidenten und Generalsekretär, wir spüren großes Vertrauen, wir können unglaublich viel bewegen“, bestätigte Löw. Zudem rückt mit Hansi Flick nach der WM ein enger Vertrauter des Bundestrainers auf den Stuhl des Sportdirektors. Einen neuen Co-Trainer als Ersatz für Flick will Löw erst nach der WM festmachen und die EM 2016 in Frankreich angehen: „Ich habe drei, vier Leute im Kopf, mit denen es passen könnte.“