Hamburg. St. Paulis Aufschwung im Abstiegskampf verknüpft die Abwehrkante mit einem bestimmten Namen. Großer Respekt vor dem “Club“.

James Lawrence unternahm gar nicht erst den Versuch, die äußeren Bedingungen schönzureden. „Nein, das ist kein Vergnügen“, sagte der Innenverteidiger des FC St. Pauli am späten Dienstagmittag, nachdem er mit 28 Teamkollegen bei Minusgraden und andauerndem Schneefall das rund 100 Minuten lange Training auf dem geräumten Kunstrasenplatz absolviert hatte. „Fußball ist eben nicht immer nur Vergnügen, aber wir müssen es ja machen. Ich nehme es mit einem Lächeln an“, ergänzte der walisische Nationalspieler.

In diesen Tagen haben Lawrence und seine Teamkollegen allen Grund, mit einer gewissen Gelassenheit die Umstände, die sie ohnehin nicht ändern können, anzunehmen. Die vier Siege aus den jüngsten fünf Spielen haben der Mannschaft zum einen etwas Luft im Kampf gegen den Abstieg verschafft und zum anderen die Überzeugung zurückgebracht, gegen nahezu jede Mannschaft der Liga etwas erreichen zu können.

Lawrence: "Das Problem saß sehr tief drinnen"

Zuletzt hatte auch Lawrence wieder seinen Anteil an den Erfolgen in Heidenheim (4:3) und gegen Sandhausen (2:1). Gemeinsam mit Philipp Ziereis bildete er die Innenverteidigung, nachdem er in den Wochen davor wegen einer Zerrung in der Wade länger als zunächst angenommen ausgefallen war.

„Das Problem saß sehr tief drinnen. Es war eine dieser Verletzungen, bei denen es sich besser anfühlt, als es ist. Man muss dabei sehr vorsichtig sein. Unser Ziel war nicht, dass ich möglichst schnell wieder spiele, sondern es war langfristiger ausgerichtet, damit ich die verbleibenden Spiele in dieser Saison bestreiten kann“, begründet James Lawrence die vergleichsweise lange Genesungszeit von rund eineinhalb Monaten.

St. Pauli ist noch immer eine Schießbude

Eine kontinuierliche Präsenz von Lawrence ist auch deshalb besonders wichtig, weil eine hohe Personalfluktuation in der Innenverteidigung in aller Regel zu einer insgesamt anfälligen Defensive führt. St. Paulis bisherige Saison, in deren Verlauf schon acht verschiedene Profis in der Abwehrmitte eingesetzt wurden, ist der beste Beleg dafür. Die 37 Gegentore in 20 Spielen sind der viertschlechteste Wert der Zweiten Liga.

Hinzu kommt, dass der erst Ende September kurz vor Ende der Sommertransferperiode fest verpflichtete Lawrence, der in der Saison zuvor noch vom RSC Anderlecht ausgeliehen war, als Führungsspieler eingeplant ist.

Lawrence nimmt Führungsrolle gerne an

Er selbst nimmt diese Aufgabe gern an. „Ich betrachte meine Rolle so, wie ich sie hier von Anfang an gesehen habe. Ich versuche, den Spielern um mich herum zu helfen, sie aufzurichten und zu coachen. Ich bin jetzt 28 Jahre alt, daher ist es definitiv meine Rolle, mich herauszuheben und den Spielern zu helfen, die noch nicht eine so große Erfahrung haben“, sagte er am Dienstag auf Nachfrage.

Ein Profi, der immer mal wieder ausfällt, ist für solch eine verantwortungsvolle Führungsaufgabe naturgemäß weniger geeignet. Bisher hat es Lawrence, der im vergangenen Sommer an Covid-19 erkrankt war, in dieser Saison erst auf sechs Startelfeinsätze gebracht.

FC St. Pauli: Burgstaller ein wichtiger Faktor

Die Rolle, die Lawrence in der Defensive jetzt einnehmen soll, hat im Angriff seit einigen Wochen Torjäger Guido Burgstaller inne. Der 31-Jährige könnte jetzt ausgerechnet im Spiel am Sonntag bei seinem früheren Club 1. FC Nürnberg (13.30 Uhr/im Liveticker auf abendblatt.de) eine neue persönliche Bestmarke von sechs Spielen in Folge mit eigenem Treffer aufstellen.

So sehen Leader aus: Guido Burgstaller laustark beim Spiel gegen Sandhausen.
So sehen Leader aus: Guido Burgstaller laustark beim Spiel gegen Sandhausen. © Witters

„Wir haben noch nicht wirklich über Guidos Rekord gesprochen. So eine individuelle Statistik ist eine schöne Sache, aber auch nur eine persönliche Angelegenheit. Was Guido dem Team gibt, ist aber viel mehr als seine Tore und persönliche Statistik“, sagt Lawrence und meint damit vor allem die Ausstrahlung, die der Österreicher auf die jüngeren Mitspieler ausübt.

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Vor dem "Club" hat Lawrence indes großen Respekt. Die Franken seien besser als ihr derzeitiger zwölfte Tabellenplatz, sagte der siebenfache walisische Nationalspieler.