Was macht ein wichtiges Amt aus einem Menschen? Oke Göttlich, 38, ist heute genau zehn Tage Präsident des FC St. Pauli, damit Chef von gut 23.000 Mitgliedern, aber auch verantwortlich für ein abstiegsbedrohtes Zweitliga-Profifußballteam. Um die Antwort vorwegzunehmen: Präsidial ist dieser manchmal etwas lausbübisch wirkende und eine feine Ironie liebende Clubchef noch nicht geworden – und wird es wohl auch künftig nicht werden.

Er trägt Holzfällerhemd und Lederjacke statt Anzug und Krawatte, doch wer ihn deshalb nicht ernst nimmt, macht einen Fehler. Göttlich führt erfolgreich eine Firma, mit der er Musiklabels unterschiedlichster Genres („von den Ärzten bis zu den Berliner Philharmonikern“) digital vermarktet und den Imperien dieser Branche wie Google und Amazon die Stirn bietet. Er propagiert moderne Kommunikationsstrukturen und ein klares Berichtswesen. Das scheint nicht zu passen zum Image des unangepassten St.-Pauli-Fans, zeigt aber, dass er sich für seine vierjährige Amtszeit viel vorgenommen hat.

Trotz aller Verpflichtungen im Beruf und Ehrenamt hofft Göttlich, sich noch Zeit für Frau, Tochter und Sohn nehmen zu können. An einem ausnahmsweise freien Wochenende soll es wieder einen Ausflug zum Strandsegeln nach St. Peter-Ording geben. In dieser Sportart war er als Jugendlicher deutscher Meister. Den Titel hat er seinen Kickern voraus.