Ein Kommentar von Carsten Harms

Wenn am kommenden Sonntag die Jahreshauptversammlung des FC St. Pauli stattfindet, wird im CCH eine brisante Atmosphäre herrschen. Als wäre es nicht schon spannend genug, dass hier ein komplett neuer Vorstand gewählt werden wird und sich zudem 16 Bewerber um sieben Plätze im Aufsichtsrat rangeln werden, bietet jetzt auch noch die sportliche Entwicklung und aktuelle Situation der Zweitligamannschaft Anlass zu Kritik und nachhaltiger Sorge um die Zukunft. Ein Team, das vor einem Dreivierteljahr noch an den Bundesliga-Aufstieg denken durfte, droht jetzt der Abstieg in die Drittklassigkeit. Fatal ist dabei, dass man ernsthaft bezweifeln muss, ob in dieser Mannschaft genug von der Mentalität vorhanden ist, die für einen erfolgreichen Kampf um den Klassenverbleib unbedingt vonnöten ist.

Es wird bei der Versammlung in den Hintergrund treten, dass das bisherige Präsidium einen wirtschaftlich gesunden Club mit grundsätzlich vielversprechenden Perspektiven an die designierten Nachfolger übergeben wird. Die Angst vor der sportlichen Drittklassigkeit dürfte die Atmosphäre bestimmen. Viel früher als erhofft, wird das neue Präsidium wegweisende Entscheidungen treffen müssen. Dabei geht es in erster Linie darum, ob Oke Göttlich und seine neuen Vizepräsidenten Sportchef Rachid Azzouzi weiter das Vertrauen schenken. Auch wenn es unfair sein mag, ihn als Hauptschuldigen für die vor allem mentalen Mängel der Spieler zu brandmarken, so ist doch seine bisherige Transferbilanz nicht überzeugend. Es ist ein schweres Erbe, das St. Paulis neuen Führungskräfte übernehmen.