St. Paulis neuer Trainer erhält Sperre und Geldstrafe. In Aue soll seine Elf einen „richtig geilen Teamspirit“ entwickeln

Hamburg. Aus gutem Grund kam Thomas Meggle am Donnerstagmittag zu spät zur obligatorischen Pressekonferenz vor der Partie bei Erzgebirge Aue. Ein Anruf aus Frankfurt am Main verzögerte die Fragerunde, nahm dann jedoch entscheidenden Einfluss auf deren Verlauf. Das Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) hatte Meggle unmittelbar nach der Abschlusseinheit erreicht, um ihn von einer Sperre zu unterrichten. Der neue Coach des FC St. Pauli darf seine Mannschaft in den kommenden beiden Zweitliga-Pflichtspielen in Aue an diesem Freitag (18.30 Uhr/Sky) und im Heimspiel gegen Eintracht Braunschweig (Di./17.30 Uhr) nicht von der Seitenlinie aus betreuen. Zusätzlich zu dieser Sperre muss Meggle eine Geldstrafe in Höhe von 3000 Euro zahlen.

Der Verein und der 39-Jährige stimmten dem Urteil zu. „Ich bin relativ entspannt. Wir haben keinen Einspruch eingelegt, weil wir daraus kein mediales Dauerthema machen wollten, das sich dann bis in die Länderspielpause im Oktober zieht“, sagte Meggle. Nach nur einer Partie als Cheftrainer des Kiezclubs ist der Ex-Profi damit vorerst zum Zuschauen verdammt. Bei seinem Debüt am Millerntor gegen 1860 München (1:2) war Meggle kurz vor Ende des Spiels auf den Rasen gestürmt und hatte sich ein Wortgefecht mit Schiedsrichter Robert Kampka geliefert. Dieser verwies ihn daraufhin auf die Tribüne. Beim Gang dorthin war er noch mit dem vierten Offiziellen Florian Heft aneinandergeraten, hatte diesen mit dem Ellenbogen gerempelt. Ein Vergehen, was letztlich zur Sperre führte. Allein das Wortgefecht und der Verweis auf die Tribüne hätten wohl nur eine Geldbuße nach sich gezogen.

In einem ähnlichen Fall hatte die Uefa Borussia Dortmunds Trainer Jürgen Klopp im September 2013 ebenfalls für zwei Spiele gesperrt und ihm eine Geldstrafe von 10.000 Euro aufgebrummt. Klopp war dem vierten Offiziellen im Champions-League-Spiel gegen Neapel mit aggressivem Gesichtsausdruck bedrohlich nahe gekommen.

Meggle muss sich in Aue und gegen Braunschweig nun 30 Minuten vor Anpfiff aus dem Innenraum begeben und darf nicht die letzte Ansprache in der Kabine halten. Während der Partie darf er keinen Kontakt zur Trainerbank aufnehmen. Ein SMS-Verkehr etwa über Auswechslungen oder Taktik mit seinem Co-Trainer Timo Schultz, der das Team von der Seitenlinie aus coachen wird, ist nicht erlaubt. 30 Minuten nach Spielende darf Meggle dann wieder zum Team stoßen. „Die Mannschaftsbesprechung wird bereits im Hotel stattfinden. Wenn wir im Stadion eintreffen, werde ich auch noch bei den Jungs sein“, erklärte er den Ablauf. „Unmittelbar vor dem Spiel richtet oft ohnehin der Kapitän noch einmal das Wort an die Mannschaft, sodass ich lediglich bei der Halbzeitanalyse nicht dabei sein werde.“

Während der Partie will der St. Paulianer im Erzgebirgsstadion voraussichtlich auf der Pressetribüne Platz nehmen. Dort habe er schon mehrfach zur Spielbeobachtung gesessen. „Da habe ich einen Tisch und kann gleich für die spätere Analyse mitschreiben“, sagte der vorige U23-Coach.

Viel kreativen Spielraum in Sachen Auswechslungen kann Meggle seinem Kollegen Schultz ohnehin nicht geben. Mit Kapitän Sören Gonther, Sebastian Schachten, Christopher Buchtmann, Enis Alushi, Bernd Nehrig, Jan-Philipp Kalla, Marcel Halstenberg und Robin Himmelmann stehen acht Akteure verletzungsbedingt nicht zur Verfügung. Zudem begaben sich Lennart Thy, Dennis Daube und Florian Kringe angeschlagen auf die Busreise ins Erzgebirge. Lasse Sobiech, der trotz Rippenbruchs, verlorenen Zahns, Fingerbruchs und Muskelverletzung einsatzfähig ist, zählt für Meggle „zu den gesunden Spielern“. Die angeschlagenen Profis werden so lange wie möglich durchhalten, „und dann müssen wir eben wechseln“. Jammern will der Trainerneuling ob der Personallage ohnehin nicht. „Ich bin gnadenloser Optimist“, erklärte er. „Aus solchen Situationen kann sich auch ein richtig geiler Teamspirit entwickeln. Es kann eine gute Woche für uns nach dem symbolträchtigen Spiel gegen 1860 werden. Es ist eine Situation, in der wir als Team ganz eng zusammenwachsen können.“

Binnen neun Tagen treten die Hamburger nun gegen Aue, Braunschweig und den FSV Frankfurt (28. September) an. Auf Tabellenplatz 16 stehend müssen nun nach dem mentalen Erfolgserlebnis gegen 1860 auch zählbare Ergebnisse folgen. „Wir sind richtig willig“, versprach Meggle am Donnerstag kurz vor der Abreise.