Erneut schwacher Auftritt der Hamburger beim 0:2 in Aalen. Allein Torhüter Tschauner überzeugt. Trainer Vrabec sauer

Aalen. Artig trotteten die Spieler des FC St. Pauli vor die Tribüne, auf der rund 1500 ihrer Fans standen. Sie versuchten den schwachen Auftritt beim 0:2 (0:1) im ersten Auswärtsspiel der Saison beim VfR Aalen zu erklären. Wie beim 1:1 gegen Ingolstadt aber hatte es dem Team an spielerischer Klasse und Präzision gefehlt. Stattdessen prägten viele unnötige Ballverluste das Spiel. Von höheren Ansprüchen in der Zweiten Liga ist die Millerntor-Elf in dieser Verfassung weit entfernt.

„Es ist unterirdisch und beschämend, wie wir hier aufgetreten sind. Die Art und Weise kann ich nicht erklären“, schimpfte der wütende Trainer Roland Vrabec, „jedes Training hat mehr Intensität. Jeder muss sich hinterfragen, wie so etwas passieren kann.“ Wie erwartet hatte Vrabec seine Startformation gegenüber dem Auftakt gegen Ingolstadt auf zwei Positionen verändert. In Angriff schenkte er dem am Montag verpflichteten Stürmer Ante Budimir von Beginn an das Vertrauen. Der Kroate verdrängte John Verhoek aus der Anfangself. Auf der Position im linken Mittelfeld gab unterdessen Marc Rzatkowski sein Saisondebüt. Der kleine Blondschopf, der den wegen einer Bronchitis daheim gebliebenen Sebastian Maier ersetzte, hatte sich nach überstandener Fußentzündung in der Trainingswoche mit guten Leistungen aufgedrängt. Im Spiel wiederholte er diese nicht.

Wenige Minuten vor dem Anpfiff erklärte Aalens Stadionsprecher den Zuschauern, nach welchem Muster ab sofort die Ansagen bei Toren der eigenen Mannschaft ablaufen sollen. Dies zeugte von Optimismus, denn in den beiden bisherigen Zweitligaspielen in der Scholz-Arena hatte der VfR jeweils 0:1 gegen St. Pauli verloren. Schon in der 13. Minute zeigte sich aber, dass diese Zuversicht berechtigt war. Nach einem Ballverlust von Sebastian Schachten auf der rechten Seite wurde der in den Strafraum gesprintete Aalener Nejmeddin Daghfous angespielt. Gegen seinen Flachschuss war St. Paulis Torwart Philipp Tschauner machtlos, Linksverteidiger Daniel Buballa konnte dem Torschützen nur noch hinterherlaufen und -schauen.

Sechs Minuten später hatte St. Pauli die große Chance auf den schnellen Ausgleich. Dabei setzte sich erstmals Budimir gut durch, scheiterte aber an Aalens Keeper Jasmin Fejzić. Dennoch konnte er im zweiten Versuch den Ball noch einmal in die Mitte köpfen, wo sein Sturmpartner Christopher Nöthe in aussichtsreicher Position diesen nicht unter Kontrolle bekam.

Wer allerdings angenommen hatte, dass diese Szene der Auftakt zu einem Sturmlauf des FC St. Pauli gewesen war, sah sich getäuscht. Es war vielmehr die einzig nennenswerte Torchance für die Hamburger in der ersten Hälfte. Die konterstarken Aalener trugen nach Ballverlusten der St. Paulianer noch einige höchst gefährliche Angriffe vor, bei denen Tschauner nicht nur Klasse auf der Linie, sondern auch Mut beim Herauslaufen beweisen musste, um einen höheren Rückstand zu verhindern.

Die Halbzeitpause nutzte Vrabec zur taktischen Umstellung. Anstelle des enttäuschenden Michael Görlitz wechselte er Dennis Daube als zentralen Mittelfeldspieler ein, der mehr Impulse nach vorn geben sollte. Doch die besseren Torchancen hatte weiter Aalen, allein Tschauner hielt sein Team im Spiel. Die Gastgeber zeigten sich reifer in der Spielanlage und ballsicherer. Die Entscheidung war dann bezeichnend. Ein Schuss von Manuel Junglas prallte so unglücklich an den Körper von Sören Gonther, dass der Ball fast im rechten Winkel abgefälscht wurde und ins rechte obere Toreck flog. „Jeder von uns hat zu viele Fehler gemacht. Wenn wir so viele Ballverluste haben, geht es in die Hose“, sagte Gonther.

St. Pauli steht nun schon früh in der Saison unter Druck. Ein Erfolg am kommenden Sonnabend im DFB-Pokalspiel bei Optik Rathenow ist ebenso Pflicht wie ein wesentlich besserer Auftritt am Freitag danach im Heimspiel gegen Sandhausen. Vrabec weiß das. Bevor er sein Team bis Montag ins Wochenende schickte, war deshalb am Sonnabendmorgen direkt nach der Ankunft per Bus aus Aalen ein Training angesetzt.

Die DFL hat den 7. und 8. Spieltag angesetzt: Dienstag, 23.9., 17.30 Uhr: St. Pauli – Braunschweig; Sonntag, 28.9., 13.30 Uhr: Frankfurt – St. Pauli.