Der Konkurrenzkampf beim FC St. Pauli hat sich verschärft. Bisherige Stammspieler wie Markus Thorandt haben ihren Platz verloren

Hamburg. Es ging ordentlich zur Sache. Auf dem Rasen an der Kollaustraße wurde am Dienstagmorgen gegrätscht, gerannt und geschrien. Vier Tage vor dem Start der Zweitligasaison konnten die Beobachter deutlich erkennen, dass hier der Kampf um die letzten Plätze voll entbrannt ist. Kapitän Sören Gonther erwischte es in einem Zweikampf mit Dennis Daube gar so hart, dass er dick bandagiert den Rasen verlassen musste. Später konnten die Ärzte mit der Diagnose Unterschenkel-Prellung zumindest Teilentwarnung geben. Sein Einsatz beim Auftakt gegen den FC Ingolstadt am Sonnabend (15.30 Uhr) soll nicht gefährdet sein.

Wenn der FC St. Pauli am Millerntor das neue Spieljahr eröffnet, wird es jedoch andere prominente Härtefälle im Team von Trainer Roland Vrabec geben. Gonthers Innenverteidigerkollege Markus Thorandt wird sich dann aller Voraussicht nach auf der Ersatzbank wiederfinden. Seit fünf Jahren trägt er nun das Trikot der Braun-Weißen, ist seit dem Karriereende von Fabian Boll mit 33 Jahren der älteste Spieler des Teams. Doch in den vergangenen Spielzeiten gehörte Thorandt stets zu den gesetzten Profis, stand zuletzt in 29 von 34 Spielen auf dem Rasen. Dem zehn Jahre jüngeren Neuzugang Lasse Sobiech ist es nun jedoch gelungen, ihn zu verdrängen. „Ich habe die Situation angenommen“, sagt Thorandt, „es war relativ schnell abzusehen, dass dieses Duo bevorzugt wird“.

Kampflos ergeben will sich der einst als Abwehrchef bezeichnete Verteidiger jedoch nicht. „Ich habe mir selber nichts vorzuwerfen und in der Vorbereitung gut trainiert“, erklärt der gebürtige Augsburger. „Wenn ich fit war, habe ich in den letzten Jahren immer gespielt, auch wenn neue Leute verpflichtet wurden.“ Doch die Situation um Thorandt, der neben den gesetzten Gonther und Sobiech auch noch Jungprofi Philipp Ziereis , 21, als Konkurrent auf seiner Position hat, ist beispielhaft für die neue Breite im Kader St. Paulis. Der Konkurrenzkampf beim Kiezclub hat sich in diesem Sommer noch einmal erheblich verschärft.

Auf der Linksverteidigerposition könnte Marcel Halstenberg nach seiner Rückkehr (Oberschenkelzerrung) zum Härtefall werden, dort ist nun Daniel Buballa gesetzt. In der vergangenen Spielzeit hatte der 22-Jährige noch 31 Spiele für St. Pauli bestritten. Auch der defensive Mittelfeldspieler Tom Trybull, der im Winter als zukünftige Stammkraft mit einem Vertrag bis 2017 ausgestattet wurde, hat derzeit keinen Platz in der ersten Elf und in Rückkehrer Dennis Daube einen weiteren Konkurrenten auf der Sechserposition. Dort werden gegen Ingolstadt Christopher Buchtmann und Jan-Philipp Kalla beginnen. Routinier Florian Kringe, nach Thorandt mit 31 Jahren zweitältester Akteur, ist ebenfalls nur noch als Joker eingeplant.

Auf dem Trainingsplatz mischte am Dienstag auch Marc Rzatkowski nach überstandener Fußentzündung wieder mit, wird aber erst in einigen Wochen bereit für Einsätze über 90 Minuten sein. Dann kommt es auch auf den Außenbahnen zum großen Gedränge. Auf der linken Seite bewerben sich Nachwuchsmann Bentley Baxter Bahn und Sebastian Maier um den Platz, rechts wird Neuling Michael Görlitz den Auftakt machen. Einzig in der Sturmspitze wird noch eine Verstärkung gesucht.

„Es wird so sein, dass zwei oder drei Profispieler von uns auf der Tribüne sitzen“, glaubt Thorandt angesichts der Personalsituation. Doch für seine jungen Kollegen hat der Altmeister noch einen guten Rat: „Wer sich jetzt aufgibt, hat seinen Beruf verfehlt. Jeder wird seine Chance bekommen.“