Auch HSV und FC St. Pauli lehnten Vorstoß aus Kostengründen ab. U23-Teams künftig freiwillig

Frankfurt. Die Technikrevolution im deutschen Fußball wurde abgeschmettert. Anders als in England oder bei der Fußball-WM in Brasilien wird es in der Bundesliga auf absehbare Zeit keine technischen Hilfsmittel geben. Auf der Mitgliederversammlung der Deutschen Fußball-Liga (DFL) votierten am Montag nur neun von 18 Erstligisten und lediglich drei Zweitligavereine für die Einführung einer Torlinientechnologie. Die nötige Zweidrittelmehrheit wurde damit klar verfehlt. „Die Vereine haben entschieden, zunächst auf die Einsetzung der Torlinientechnologie zu verzichten. Bis auf Weiteres ist dieses Thema damit für uns erledigt“, sagte Ligapräsident Reinhard Rauball.

Nach intensiven Vorgesprächen kam es in einem Hotel am Frankfurter Flughafen nicht einmal mehr zu einer kontroversen Diskussion. Eine kurze Abstimmung der 36 Profivereine, dann stand fest: Die Technik kommt nicht. „Es gab ein demokratisches Votum, das es zu akzeptieren gilt. Für die Wahrnehmung der Bundesliga sehe ich dadurch keinen Nachteil. Die steht und fällt nicht mit der Torlinientechnologie“, kommentierte DFL-Geschäftsführer Christian Seifert das Ergebnis.

Die Befürworter wie Branchenprimus Bayern München, Bayer Leverkusen, Werder Bremen, Borussia Mönchengladbach, 1899 Hoffenheim und der FSV Mainz 05 konnten sich am Ende nicht durchsetzen. „Wir bedauern diese Entscheidung. Als Demokraten haben wir das zu akzeptieren“, erklärte Bayern-Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge und fügte hinzu: „Wir werden in Zukunft weiter mit Fehlentscheidungen leben müssen. Diejenigen, die gegen die Torlinientechnik gestimmt haben, sollten dann aber auch nicht mehr lamentieren.“

Neue Technologie hätte jeden Verein bis zu 500.000 Euro gekostet

Eine große Rolle bei der Ablehnung vor allem im Unterhaus dürften die finanziellen Aspekte gespielt haben. Ein Kamerasystem wie das in England verwendete Hawk Eye oder das für die WM gebuchte Goal Control hätte jeden Verein rund 500.000 Euro gekostet. Der Chip im Ball wurde mit rund 250.000 Euro veranschlagt. Beim HSV war die Meinung zur neuen Technik gespalten. Der Vorstand hatte aus Kostengründen dagegen votiert. Trainer Mirko Somka hätte sich dagegen „im Sinne der Sache“ eine elektronische Lösung gewünscht: „So kann ganz schnell entschieden werden, ob der Ball drin war oder nicht. Wenn man also den finanziellen Aspekt ausklammert, dann bin ich dafür.“ Auch der FC St. Pauli, vertreten durch Geschäftsführer Michael Meeske, stimmte schlussendlich dagegen, obwohl man eigentlich für die Einführung war. Kostengründe und zu viele ungeklärte Fragen führten zum Umdenken.

Ein klares Votum gab es in Sachen U23-Teams. Von der kommenden Saison an wird die Verpflichtung für die Profiteams, ein U23-Team anzumelden, auf freiwillige Basis umgestellt. Vor allem Bayer Leverkusen hatte sich für eine Änderung starkgemacht, da die Talente immer früher ihren Leistungshöhepunkt erreichen. Die U19 gilt inzwischen als Nachwuchsschmiede im deutschen Fußball. Der HSV hat noch keine Entscheidung über die Zukunft des Regionalligateams gefällt (das Abendblatt berichtete), zumindest mittelfristig gilt aber eine Abmeldung als wahrscheinlich.