Ein Kommentar von Peter Wenig

Es ist nur eine Frage der Zeit: Irgendwann in den nächsten Wochen wird es wieder eine Diskussion geben, ob der Ball nun vor oder hinter der Linie war. Und möglicherweise wird eine strittige Schiedsrichterentscheidung den Abstiegskampf des HSV oder das Rennen des FC St. Pauli um den Aufstieg entscheidend beeinflussen. Für den Fall der Fälle hat sich Karl-Heinz Rummenigge schon mal das Lamentieren verbeten. Wer gegen die Torlinien-Technologie sei, solle sich nach dem Willen des Bayern-Vorstandschefs nicht mehr beschweren.

Es verbietet sich dennoch, die am Montag erfolgreichen Gegner eines Chips im Ball oder einer Überwachung der Torlinie via Kamera in die Ecke unverbesserlicher Traditionalisten zu rücken. Die Kosten bis zu 500.000 Euro mögen für die Bayern Kleingeld sein, bei kleinen Clubs in der Zweiten Liga würde genau dieses Geld am Ende womöglich in der Jugendarbeit fehlen. Und es wäre die bizarre Situation entstanden, dass ausgerechnet in K.-o.-Spielen im DFB-Pokal die neue Technik nicht zum Einsatz gekommen wäre, da sie für Amateurclubs völlig unbezahlbar ist.

Zudem sind wirklich krasse Fälle wie das berühmte Phantom-Tor von Stefan Kießling beim Sieg von Bayer Leverkusen gegen Hoffenheim, als der Ball von der Seite durch ein Loch ins Tornetz sprang, bei allem medialen Hype sehr selten. Viel öfter passieren Fehlentscheidungen bei der Einschätzung von Fouls oder Abseitssituationen. Und die kann keine Torlinien-Technologie der Welt verhindern. Die Bundesliga fasziniert dennoch jedes Wochenende Millionen. Dieser Boom hängt nicht an einem Chip im Ball.