Nach dem 2:0-Sieg in Düsseldorf hoffen die Fans des FC St. Pauli schon auf ein Aufstiegsduell gegen den HSV

Düsseldorf. Die rund 5000 mitgereisten Fans träumten bereits von der Wachablösung. „Wir holen den dritten Platz, schießen die Vorstadt ab, Relegation – wir freuen uns“, schallte es Mitte der zweiten Hälfte durch die Düsseldorfer Arena in Richtung des Stadtrivalen HSV. Nach dem 2:0 (1:0)-Auswärtserfolg bei der Fortuna liegt der FC St. Pauli nun in Lauerstellung zu den Aufstiegsrängen auf Platz vier und betrieb erfolgreich Wiedergutmachung für die leblose 0:1-Pleite in Frankfurt vergangene Woche. Christopher Nöthe fasste das Geschehen prägnant zusammen: „Geiles Spiel auf geilem Rasen in einem geilen Stadion. Wir wollten endlich mal wieder Spaß haben, der ist in den letzten Wochen zu kurz gekommen“, sagte der Stürmer. Bis die Elf vor der Fankurve jedoch feiern durfte, war es eine Zitterpartie. „Wir haben einen sehr couragierten Auftritt hingelegt, brauchten teilweise Glück, aber haben nicht unverdient gewonnen“, resümierte Trainer Roland Vrabec.

Der Coach hatte sein Team aufgrund der gesperrten Profis Marc Rzatkowski, Tom Trybull und Markus Thorandt kräftig durcheinanderwirbeln müssen, nahm gleich neun Wechsel vor und sorgte für mehrere Premieren. Wie bereits im Training am Freitag angedeutet, vertraute der Coach im Mittelfeld einer neuen defensiven Doppel-Sechs mit Bernd Nehrig und Marcel Halstenberg. Die Position des Rechtsverteidigers übernahm für Halstenberg erstmals Jungprofi Philipp Ziereis. Premiere feierte das Sturmduo Nöthe und Michael Gregoritsch ebenso wie das Innenverteidigerpaar Sören Gonther und Florian Mohr. Über die Außenbahnen sollten Fin Bartels und Sebastian Maier für Wirbel sorgen.

Die Umstellungen erwiesen sich von Beginn an als effektiv. Die von Sportchef Rachid Azzouzi und Vrabec zuletzt vermisste Gier zeigte St. Pauli gepaart mit spielerisch vielversprechenden Aktionen. Maier und Bartels spielten ihre Schnelligkeitsvorteile auf den Flügeln immer wieder aus, Nöthe, der vergangene Woche noch in Hamburg bleiben musste, präsentierte sich eminent kampf- und laufstark. Die Fortuna gewann zwar die Mehrzahl an Zweikämpfen und hatte in der ersten Hälfte 58 Prozent Ballbesitz, doch die Gäste aus Hamburg zeigten die reifere Spielanlage.

Ein lehrbuchhafter Konter in der 21. Minute bescherte der Vrabec-Elf bereits die Führung. Nöthe war über die linke Seite durchgestartet und mit gewaltigem Tempo in die Mitte gezogen, von wo er aus 18 Metern schoss. Den Schuss konnte Düsseldorfs Torhüter Fabian Giefer nur abklatschen lassen, sodass Wirbelwind Maier, der über den halben Platz gesprintet war, aus kurzer Distanz zum 1:0 abschließen konnte. „Ich bin auf Verdacht durchgelaufen und mache dann ein typisches Torjägertor“, erzählte der Jungprofi später grinsend. Kumpel Gregoritsch spottete glückselig, „den schiebt er mit dem linken Holzfuß rein“. Trotz starken Beginns geriet St. Pauli in den letzten zehn Minuten der ersten Hälfte ins Wanken, als Fortunas Offensivakteure Benschop (42./43. Minute), Erat (42.) und Hoffer (45.) beste Möglichkeiten vergaben. „Wir hatten einen sehr guten Start, spielen 25 Minuten lang toll, doch dann gab es einen Bruch“, analysierte Vrabec: „Ich würde mir wünschen, dass wir dann dranbleiben, nicht nachlassen und dem Gegner signalisieren, dass hier nichts zu holen ist.“

Dies tat St. Pauli im zweiten Durchgang jedoch zunächst nicht, verlagerte das Spiel zunehmend in die eigene Hälfte. „Wir hatten uns vorgenommen, wieder druckvoller nach vorne zu spielen“, erklärte Vrabec die Marschroute, doch sein Team hatte auf Verwaltung der Führung umgestellt.

Über das Trio Maier, Bartels, Nöthe blieben die Gäste durch Kontersituationen zwar gefährlich, sahen sich jedoch großem Druck der Fortunen ausgesetzt. Abermals Hoffer (61.) und Benshop (67.) vergaben für Düsseldorf beste Chancen auf den Ausgleich – auch dank eines wieder einmal starken Torhüters Philipp Tschauner.

Es wurde zum gesamtmannschaftlichen Kraftakt, die Angriffe der Düsseldorfer zu verteidigen, doch anders als beispielsweise in Bielefeld (2:2) blieb das Team bis zur letzten Sekunde hoch konzentriert. „Jeder hat versucht, das Tor zu verteidigen, letzte Woche hat dieser absolute Wille gefehlt, heute wollte jeder eine Reaktion zeigen“, sagte Außenverteidiger Schachten. „Wir lernen durch vorangegangene Fehler und setzen es besser um, das ist ein guter Entwicklungsprozess“, lobte auch Coach Vrabec, der jedoch Kritik angesichts der vergebenen Konterchancen übte: „In den Umschaltsituationen müssen wir uns besser anstellen und früher das 2:0 machen“, sagte er.

Dass die Hamburger ein hervorragendes Konterspiel entwickelt haben, zeigten sie erst in der Nachspielzeit noch einmal. Mohr hatte den Ball mit einem weiten Schlag nach vorne gebracht, Nöthe per Kopf auf den eingewechselten Lennart Thy verlängert, der Giefer umkurvte und zum viel umjubelten 2:0-Endstand einschob.