In der Schlussphase erkämpft sich der FC St. Pauli einen 2:1-Sieg gegen Union Berlin – der erste Heimerfolg seit fast vier Monaten

Hamburg. Der FC St. Pauli kann doch noch am Millerntor gewinnen. Fin Bartels schoss den Hamburger Zweitligaclub in der 88. Minute zum ersten Heimsieg seit fast vier Monaten. Im Spitzenspiel mit 29.063 Zuschauern beendete St. Pauli gegen den 1. FC Union Berlin mit dem letztlich glücklichen 2:1-Erfolg seine schwarze Serie von drei Heimniederlagen in Folge.

St. Paulis Trainer Roland Vrabec wartete schon vor dem Anpfiff mit zwei Überraschungen auf. Anstelle des verletzten Christopher Buchtmann entschied er sich für den 20 Jahre alten Philipp Ziereis für die so wichtige zentral-defensive Position in der Mittelfeldraute. Ziereis war vor Saisonbeginn vom Zweitliga-Absteiger Jahn Regensburg ans Millerntor gewechselt und in erster Linie als Innenverteidiger vorgesehen. In der Profimannschaft aber hatte er bis zum Montag noch keine Minute in einem Pflichtspiel absolviert. „Philipp hat in Testspielen schon bewiesen, dass er auf dieser Position sehr, sehr gut spielen kann. Den Einsatz hat er sich durch gute Trainingsleistungen verdient.“

Im Angriff setzte Vrabec neben Lennart Thy in der Startformation auf den bulligen John Verhoek und ließ dafür seinen Toptorschützen Fin Bartels zunächst auf der Bank, ebenso wie Christopher Nöthe. Dabei war der Niederländer Verhoek gut eine Woche zuvor beim Auswärtssieg in Dresden (2:1) nicht einmal im Kader gewesen. „Er hat in der Woche sehr gut trainiert, aber das erwarte ich auch“, sagte Vrabec über Verhoek. „Er ist ein Spieler, der auch körperlich gut dagegenhalten kann“, betonte er angesichts der zahlreichen groß gewachsenen Spieler im Union-Team.

Und noch etwas Unerwartetes hatte Vrabec seinen Spielern mit auf den Weg gegeben: eine eher defensive Taktik gegen die offensiv bekannt starken Berliner. Dies funktionierte in der ersten Halbzeit recht gut, weil Union nur zu zwei nennenswerten Torchancen kam. Diese waren allerdings gefährlich. Bei der doppelten Kopfballchance von Damir Kreilach und Mario Eggimann (24. Minute) nach einer Flanke von Torsten Mattuschka musste St. Paulis Torwart Philipp Tschauner sein ganzes Können aufbieten und rettete mit einer Hand. Bei Mattuschkas Schrägschuss 15 Minuten später, der knapp am Tor vorbeirauschte, wäre er wohl machtlos gewesen.

Offensiv lief bei St. Pauli wegen der vorsichtigen Taktik wenig, zumal das eigene Aufbauspiel schon im Mittelfeld durch ungenaue Zuspiele immer wieder ein vorzeitiges Ende fand. Die beste Phase hatten die Gastgeber nach rund einer halben Stunde. Florian Kringe setzte Verhoek in Szene, der den aus dem Tor stürzenden Berliner Torwart Daniel Haas umkurvte, aber beim Schuss nicht mehr genügend Druck hinter den Ball bekam, um ihn ins verlassene Tor zu schieben (29.). Der Ball „verhungerte“ ein gutes Stück vor der Linie und konnte von den Berlinern aus der Gefahrenzone befördert werden. Endlich kam jetzt auch von der Gegengerade lautstarke Unterstützung. Gleich in der nächsten Szene setzte sich Verhoek mit hartem, aber fairen körperlichen Einsatz im Strafraum durch, sein Torschuss aber konnte gerade noch abgeblockt werden.

In die zweite Halbzeit starteten beide Teams mit deutlich mehr Schwung, wobei sich vor allem Union Torchancen boten. Simon Terodde und Marc Pfertzel scheiterten an Tschauner, Benjamin Köhler schoss knapp über das Tor. So war wieder einmal ein Eckball der Ausgangspunkt zu einem Gegentor. Mattuschka brachte den Ball in den Strafraum, den Kopfball von Kreilach parierte Tschauner noch, doch im Nachschuss erzielte Terodde das 0:1 (59.).

St. Pauli stemmte sich gegen die erneut drohende Heimniederlage. Linksverteidiger Sebastian Schachten gab schon zwei Minuten später die Antwort. Nach einem zu kurz verteidigten Freistoß kam er im Strafraum mit dem Rücken zum Tor an den Ball, drehte sich in bester Stürmermanier und schoss den Ball aus 14 Metern vehement zum Ausgleich ins Berliner Tor – 1:1. Es war St. Paulis erstes Tor in einem Heimspiel seit dem 3:0 gegen Energie Cottbus am 11. November vergangenen Jahres.

Und dann traf Fin Bartels. Der Jubel kannte keine Grenzen.