Angriff von Dresdner Chaoten auf den FC St. Pauli bleibt für Dynamo folgenlos. Sportchef Azzouzi wehrt sich gegen die Vorwürfe.

Hamburg. Man dürfe dennoch gerne über die sportlich erfreulichen Themen sprechen, betonte Rachid Azzouzi am Montag am Ende einer Pressekonferenz, bei der das Ergebnis des Auswärtsspiels bei Dynamo Dresden am Vortag kaum mehr eine Rolle gespielt hatte. Die Ereignisse nach der Partie, als der Mannschaftsbus des FC St. Pauli von Dresdner Hooligans angegriffen worden war, überschatteten den 2:1-Sieg zu sehr. „Wir als Verein sind schockiert über die Aggressivität der Fans. Das war keine Lappalie, auch wenn alles glimpflich ausgegangen ist“, sagte Sportchef Azzouzi.

Dynamo-Fans hatten den mit Profis und Betreuern voll besetzten Mannschaftsbus am Sonntag um 16.45 Uhr in der Nähe des Stadions am Straßburger Platz mit Flaschen und Steinen angegriffen und dabei zwei große doppelglasige Seitenscheiben zerstört, sodass eine Weiterfahrt nicht möglich war. Die Dresdner Polizei sprach am Montag lediglich von zwei Flaschen, die für den Schaden gesorgt haben sollen. Obwohl die Beamten unmittelbar nach der Tat eintrafen, gab es keine Festnahmen. Die Polizei ermittelt nun wegen Sachbeschädigung, hatte jedoch auch einen Tag später keine Tatverdächtigen ausmachen können. Wer für den Busschaden aufkommt, ist noch unklar.

Konsequenzen wird der Vorfall für den Club wohl nicht haben. Der Deutsche Fußball-Bund teilte am Montag auf Abendblatt-Anfrage mit, die Zuständigkeit der DFB-Sportgerichtsbarkeit erstrecke sich auf das Stadion inklusive des unmittelbaren Einlassbereiches. „Nach den vorliegenden Erkenntnissen waren die Vorkommnisse allerdings nicht in diesen Bereichen, sondern weiter vom Stadion entfernt. Daher sind keine Ermittlungen beim DFB-Kontrollausschuss anhängig“, hieß es.

Verletzt worden war bei den Angriffen niemand, die Spieler seien geschockt gewesen, hätten die Situation aber gut verarbeitet, berichtete Azzouzi. Das Team fuhr zwei Stunden später mit einem von Dynamo Dresden organisierten und bezahlten Ersatzbus weiter und kam um 1.30 Uhr in der Nacht zum Montag wieder in Hamburg an. „Das war anständig von den Dresdner Verantwortlichen, dass sie sich sofort gemeldet und uns unterstützt haben“, dankte Azzouzi.

Diskussionen gibt es jedoch um die angeblich von St. Pauli falsch gewählte Route vom Dresdner Stadion zur Autobahn. Dynamo und die Polizei hatten erklärt, im An- und Abreisekonzept des Vereins werde allen Gastmannschaften unter Polizeischutz eine andere Strecke empfohlen, um die Fankneipe Acki’s Sportsbar zu umgehen. St. Pauli habe sich jedoch – ohne Polizeischutz – für den Weg an der Kneipe vorbei entschieden, sagten Verein und Polizei. „Das ist die Route, die das Navigationsgerät anzeigt, wir hätten in diesem Fall aber eine andere Route empfohlen, die nicht an der Bar vorbeiführt, da es dort auch in der Vergangenheit immer wieder zu Randale gekommen ist“, sagte eine Dresdner Ermittlerin dem Abendblatt.

Sportchef Azzouzi wehrt sich nun entschieden gegen diese Darstellung. „Laut unserem Sicherheitschef Sven Brux hat es bei der üblichen Sicherheitsbesprechung im Vorfeld weder von der Polizei noch von Dynamo eine Empfehlung gegeben“, erklärte er. „Auch nach dem Spiel gab es keine Hinweise von Ordnungsdienst oder Polizei an unseren Busfahrer oder Teammanager, eine andere Strecke zu fahren.“ Auf dem Hinweg sei man von den Beamten eskortiert worden, bei der Abfahrt vom Stadion aber sei keine Polizei zu sehen gewesen. An einer Ampel rund 500 Meter vom Stadion entfernt kam es dann zu der Attacke. Am Abend griffen Dynamo-Chaoten in der Elbstadt anschließend auch noch die Kneipe „Pawlow“, einen Treffpunkt von St.-Pauli-Fans in Dresden, an. Scheiben und Möbel wurden zerstört und die Eingangstür eingetreten. Laut der Zeitung „Dresdner Neueste Nachrichten“ wurde dabei mindestens ein Gast verletzt.

Dass St. Pauli mit dem ersten Sieg des Jahres und dem ersten Erfolg in Dresden überhaupt bis auf einen Punkt an den Relegationsplatz drei (Karlsruher SC) herangerückt ist und mit einem Heimsieg am kommenden Montag Gegner Union Berlin überflügeln könnte, war indes kaum Gesprächsthema rund um das Trainingsgelände. „Wir freuen uns trotzdem über den Sieg und werden auch beim nächsten Mal nicht extra in Dresden verlieren“, sagte Azzouzi. Der reparierte Mannschaftsbus wurde im Laufe des Abends schon wieder in Hamburg zurückerwartet.