St. Paulis Kapitän beendet nach zwölf Jahren seine Karriere, soll aber dem Club erhalten bleiben

Hamburg. Den Termin hatte Fabian Boll sehr bewusst gewählt. Am Sonntag verkündete der derzeit am Knie verletzte Kapitän des FC St. Pauli, dass er am Ende der laufenden Saison seine aktive Karriere beenden wird. „Es ist der Jahrestag unseres Derbysieges, das passt doch ganz gut. Es war mein größter sportlicher Erfolg“, sagte der 34 Jahre alte Mittelfeldspieler, der bereits seit 2002 dem Kiezclub angehört.

Am 16. Februar 2011 hatte der FC St. Pauli das bisher letzte Bundesliga-Lokalderby beim HSV mit 1:0 gewonnen, Boll gehörte zu den elf Spielern der Startformation. „Ich habe eine der schönsten Phasen des Clubs als Spieler miterlebt. Das hätte ich niemals erwartet, als ich hier anfing und man mir nach einem halben Jahr schon nahegelegt hatte, mir doch einen anderen Verein zu suchen“, sagte Boll am Sonntag.

Damals spielte der FC St. Pauli in der drittklassigen Regionalliga, Trainer Andreas Bergmann hielt trotz der Zweifel an ihm fest. Dies sollte sich als Glücksfall für Boll und den Kiezclub erweisen. „Ich habe hier die Aufstiege in die Zweite Liga und die Bundesliga sowie die Serie mit den Siegen im DFB-Pokal erlebt“, sagte er.

Boll berichtete, dass für ihn die Entscheidung schon länger feststand und nicht direkt mit der Ende September in Ingolstadt erlittenen Knieverletzung zu tun habe. „Ich habe im Trainingslager Sportchef Rachid Azzouzi und Trainer Roland Vrabec informiert“, berichtete Boll. Gleichzeitig stellte der Kapitän klar, dass er nicht mehr für einen anderen Verein spielen werde. Zuletzt war ein Wechsel zum Landesligisten VfL 93 im Gespräch, für den seine früheren St.-Pauli-Kollegen Marius Ebbers und Hauke Brückner spielen.

In den kommenden Wochen soll nun in Gesprächen mit dem Präsidium konkretisiert werden, in welcher Funktion Boll dem FC St. Pauli erhalten bleiben kann. Es ist aber auch denkbar, dass Boll vom Sommer an in Vollzeit als Polizist arbeiten wird. Bisher hatte er als einziger deutscher Fußballprofi halbtags als Oberkommissar gearbeitet.

Ursprünglich hatte sich Boll vorgenommen, noch einmal als Fußballprofi im komplett fertiggestellten Millerntor-Stadion aufzulaufen. Dies wird ihm nun nicht mehr gelingen, da die alte Nordtribüne frühestens von Mitte Mai an abgerissen wird und der Neubau rund acht Monate Bauzeit in Anspruch nehmen wird. Mit einem möglichen Abschiedsspiel will Boll auch nicht bis zur Fertigstellung warten. „Das sollte schon eher stattfinden. Aber vielleicht werde ich ja mal zum Tag der Legenden eingeladen“, sagte er am Sonntag.

Zuvor aber will er auf jeden Fall noch in dieser Saison für sein aktuelles Team spielen. Nachdem sein Knie im Januar auf die ersten Belastungen nach der Verletzung gereizt reagiert und ihn zu einer erneuten Pause gezwungen hatte, trainiert er nun wieder regelmäßig individuell. „So ein Spieler ist wichtig. Er hätte bei uns schon in Bielefeld ein großer Faktor sein können“, sagte Trainer Vrabec.