Der FC St. Pauli strebt gegen Bochum mit Geduld und Cleverness den fünften Saisonerfolg im Millerntor-Stadion an. Ab 13 Uhr im Liveticker. Alle Plätze sind besetzt.

Hamburg. An den 11. November haben die Spieler und Anhänger des FC St. Pauli noch immer eine besonders positive Erinnerung. Dies hat allerdings nichts mit der traditionell an jenem Tag startenden Karnevalssaison zu tun. Vielmehr gab es vor nunmehr drei Monaten und vier Tagen den bisher letzten Heimsieg der Kiezkicker im Millerntorstadion zu feiern. Das 3:0 gegen Zweitliga-Schlusslicht FC Energie Cottbus war dabei auch erst der vierte Heimerfolg in der laufenden Saison. Es folgten auf eigenem Platz vor der Winterpause noch ein 0:3 gegen den 1. FC Köln und ein 0:2 gegen den Karlsruher SC, während auswärts seither drei von vier Spielen gewonnen wurden.

Für diesen Sonnabend (13 Uhr, Sky live) haben sich die Profis des FC St. Pauli nun fest vorgenommen, die bisherige Heimbilanz (vier Siege, zwei Unentschieden, vier Niederlagen) aufzubessern. Dass der VfL Bochum der ideale Gegner für dieses Vorhaben sein wird, liegt aber nicht unbedingt auf der Hand. Das Team von Trainer Peter Neururer präsentiert sich – ähnlich wie der FC St. Pauli – bisher auswärts stärker als in seinen Heimspielen. Zuletzt blieb der VfL auf fremdem Terrain viermal in Folge ungeschlagen und dabei sogar gänzlich ohne Gegentor. 14 ihrer bisher insgesamt 23 Punkte sammelten die Bochumer in Auswärtsspielen.

St. Paulis Trainer Roland Vrabec ist trotz dieser aktuellen Statistik zuversichtlich, dass seine Mannschaft nach mehr als drei Monaten wieder einen Heimsieg feiern kann. „Wir müssen dem Gegner von Anfang an zeigen, dass es für ihn hier nichts zu holen gibt“, sagte er am Freitag. „Es ist unser Stil, nach vorn zu spielen. Den wollen wir fortsetzen, wir werden nicht zurückrudern“, sagte Vrabec weiter.

Gleichzeitig hat Vrabec bei den Bochumern, die er am vergangenen Wochenende bei der Heimniederlage gegen den FSV Frankfurt (1:2) beobachtete, eine gewisse Verunsicherung ausgemacht. Der VfL hat nur einen Punkt Vorsprung vor dem 17. Tabellenplatz und befindet sich damit in Abstiegsgefahr. „Ich glaube, das Team ist gerade dabei, sich zu suchen, und versucht, seine Form wiederzufinden. Wir müssen durch unsere Spielweise dafür sorgen, dass die Bochumer ihre leichte Verunsicherung hier nicht ablegen können“, sagt St. Paulis Trainer.

Grundsätzlich attestiert Vrabec dem Gegner allerdings, eine gute Mannschaft zu haben. „Das Team hat Qualität, spielt teilweise einen technisch feinen Fußball und hat mit seinen Stürmern Richard Sukuta-Pasu und Mirkan Aydin auch Wucht im Spiel“, sagt St. Paulis Trainer. Zudem habe er Respekt vor den Qualitäten des Japaners Yusuke Tasaka: „Er kann das Spiel seiner Mannschaft lenken.“

Die beim FC St. Pauli und auch beim aktuellen Kontrahenten Bochum zu beobachtende Heimschwäche und Auswärtsstärke sind allerdings kein ungewöhnliches Phänomen in der Zweiten Liga. Sechs der 18 Teams haben auf fremden Plätzen mindestens so viele Punkte erzielt wie im eigenen Stadion. Bisher gab es in den absolvierten 180 Partien dieser Spielzeit 72 Heimsiege, 47 Unentschieden und 61 Auswärtssiege. Anders ausgedrückt: In lediglich 40 Prozent aller Spiele ging die Heimmannschaft als Gewinner vom Platz. Noch krasser war es vor einer Woche am ersten Spieltag nach der Winterpause, als es in neun Partien nur einen einzigen Heimsieg (Kaiserslautern – Fürth 2:1), dafür aber drei Auswärtserfolge und fünf Unentschieden gab.

„Viele Mannschaften spielen auswärts eher abwartend und mit acht oder neun Spielern hinter dem Ball. Die Heimteams haben dann vielfach nicht die Qualität, sich aus dem eigenen Ballbesitz heraus gute Torchancen zu erarbeiten“, erläutertet Vrabec. Speziell an dieser Fähigkeit hat er in den vergangenen Wochen auch mit seiner Mannschaft gearbeitet, nachdem sie zuvor in ihren Auswärtsspielen mit schnellen Kontern zu Chancen und Torerfolgen gekommen war. „Ich erwarte, dass auch der VfL Bochum zunächst einmal tief in der eigenen Hälfte stehen wird. Für uns wird es darauf angekommen, nicht die Nerven zu verlieren, sondern clever und geduldig zu bleiben“, sagte Vrabec am Freitag. Daran hatte es bei der jüngsten Heimniederlage im Dezember gegen Karlsruhe gemangelt.

Fehlen wird an diesem Sonnabend neben dem gesperrten Christopher Buchtmann und dem noch an Knieproblemen leidenden Fabian Boll, der aber nicht erneut operiert werden muss, auch Rechtsverteidiger Sebastian Schachten. Nachdem der 29-Jährige in dieser Woche wegen muskulärer Probleme nur individuell im Kraftraum arbeiten konnte, war er am Freitag beim Abschlusstraining wieder dabei. Dennoch wird er nicht in der Startelf und wohl auch nicht im Kader stehen.