Bei Arminia Bielefeld, am Sonntag Gastgeber für den FC St. Pauli, erlebte der heutige Torwarttrainer die beste Zeit seiner Karriere.

Hamburg. Er sei da ganz realistisch, erklärt Mathias Hain. „Wenn ich in Bielefeld nicht die Chance bekommen hätte, wäre ich wohl nie Bundesligaprofi geworden“, sagt der heute 41-Jährige, der es in seiner Torhüterkarriere auf 156 Erstligapartien für die Arminia und den FC St. Pauli gebracht hat. Wenn die Hamburger am Sonntag (13.30 Uhr) ihr Fußballjahr 2014 bei den Ostwestfalen eröffnen, wird Hain zwar nicht auf dem Feld, sondern als Torwarttrainer auf der Bank Platz nehmen. Applaus und Sympathiebekundungen dürften ihm dennoch gewiss sein. „Ich habe mich in Bielefeld immer unglaublich wohlgefühlt und in meinen acht Jahren dort eine Menge Freunde gefunden“, sagt er.

Sportlich gab es für St. Pauli in der jüngeren Vergangenheit jedoch keinerlei Geschenke. Der letzte Auswärtssieg in Bielefeld datiert vom 20. August 1996 (2:1). Hains Zeit auf der Alm begann vier Jahre später, von 2000 bis 2008 stand er im Tor der Arminen. So auch beim letzten Punktgewinn St. Paulis, einem kuriosen 3:3-Remis im Februar 2001. Nach 0:2-Rückstand drehte St. Pauli die Partie in der zweiten Hälfte binnen zehn Minuten auf 3:2, ehe ein gewisser Bruno Labbadia in der 89. Minute ausglich. Hain erinnert sich: „Das war wirklich ein geiles Spiel. Nico Patschinski hat meine Abwehr in unnachahmlicher Art genarrt.“

In den Jahren danach sorgte jedoch vor allem Hains Arminia für Furore. Zweimal (2002 und 2004) feierte er den Aufstieg in die Bundesliga, zweimal (2005 und 2006) stand er als Kapitän mit dem Club im DFB-Pokalhalbfinale. Mit einem Team voller bei anderen Clubs gescheiterten Spielern, wie Hain selbst sagt, entstand eine Symbiose zwischen Publikum und der Elf. „Mit diesem Faustpfand konnten wir alle schlagen“, erinnert er sich: „Wir haben sogar gegen Bayern und Dortmund zu Hause gewonnen.“

Hier sieht der Ex-Keeper Parallelen zur heutigen Situation in Bielefeld. Spätestens seit dem Abstieg in die Dritte Liga und dem Wiederaufstieg im vergangenen Sommer sei eine Einheit entstanden. Der Tabellen-15. kämpft zwar erneut gegen den Abstieg, besiegte St. Pauli im Hinspiel am Millerntor jedoch mit 1:0 und feierte vor der Winterpause auf der Alm einen furiosen 4:1-Heimsieg gegen Aufstiegsanwärter Greuther Fürth. „Die mannschaftliche Geschlossenheit ist das herausragende Merkmal der Arminia“, sagt Hain: „Sie kämpfen sehr aufopferungsvoll, deshalb haben sie auch gute Chancen, die Klasse zu halten.“

Stimmung auf der Alm kann schnell kippen

Aus eigener Erfahrung weiß Hain jedoch, wie in Bielefeld etwas zu holen sein könnte: „Ich kenne die Ostwestfalen, sie können sehr kritisch sein. Wenn das Publikum damals auf unserer Seite war, war es fantastisch, aber es kann auch schnell umschlagen.“ Dem Gegner wenig Luft lassen, die Aktionen im Keim ersticken, so stellt sich der Assistent von Trainer Roland Vrabec das Spiel am Sonntag vor: „Dann kommt bei den Arminia-Anhängern erst gar keine Stimmung auf.“

Wie tief verwurzelt der heutige St.Paulianer Hain mit der Arminia noch immer ist, drückt er in jährlichen Überweisungen und vier Ziffern aus. „4020“, er hat seine Mitgliedsnummer sofort im Kopf parat. „Bielefeld war die schönste Zeit meiner Karriere. Wir haben jeden Klassenerhalt gefeiert wie eine Meisterschaft und die erfolgreichste Zeit der Vereinsgeschichte geprägt. Das vergisst man nicht“, sagt Hain. Gewonnen hat er gegen die Arminia nach seinem Weggang in drei Versuchen übrigens noch nie. Zweimal als Aktiver und einmal als Trainer gab es jeweils 0:1-Pleiten.