Ein Kommentar von Carsten Harms

Von Trainern und Sportchefs ist immer wieder ein Satz zu hören: „Wir wollen unser Team in Ruhe aufbauen und entwickeln.“ Auch beim FC St. Pauli sind diese Worte in der jüngeren Vergangenheit regelmäßig so oder so ähnlich gefallen. Tatsächlich ist die unter dem seit Frühjahr 2012 amtierenden Sportchef Rachid Azzouzi verfolgte Personalpolitik des Kiezclubs darauf ausgerichtet, aus jungen, talentierten Spielern und einigen wenigen, etablierten Leistungsträgern ein Team zu formen, das auf Sicht in die Erste Bundesliga aufsteigen und – noch wichtiger – sich dort auch über einen längeren Zeitraum halten kann.

Die Realität im Profifußball ist jedoch auch, dass die Konkurrenz eine derartige, mittelfristig angelegte Entwicklung nicht nur staunend oder anerkennend verfolgt, sondern gern auch einmal nachhaltig stört. Beim FC St. Pauli ist dieser Fall jetzt durch den Wechsel von Fin Bartels im kommenden Sommer zu Werder Bremen eingetreten. Dem Millerntor-Team wird ein wichtiger Stützpfeiler weggerissen. Bitter ist dabei, dass es nicht einmal ein Trostpflaster in Form einer Ablösesumme gibt.

Trotz des Frustes über den Verlust sollten sich alle darüber im Klaren sein, dass Werders erfolgreiches Werben um Bartels auch eine Anerkennung für den Aufwärtstrend des FC St. Pauli und die positive Entwicklung seiner Spieler darstellt. Es ist nun einmal die Schattenseite des Erfolgs, dass die eigenen Akteure für finanzstärkere Clubs interessant werden und entsprechende Angebote erhalten. Selbst Borussia Dortmund ist davor nicht gefeit.