Ein Kommentar von Carsten Harms

Auf den ersten Blick ist es nicht sonderlich spektakulär, dass der FC St. Pauli in der Winterpause einen Spieler verpflichtet, der bei einem bestenfalls mittelmäßigen Bundesligaverein nicht recht zum Zuge kommt. Tom Trybull von Werder Bremen ist kein umjubelter Torjäger und kein viel bestaunter Regisseur mit genialen Momenten. Dabei könnte das Team vom Millerntor einen Akteur dieser Kategorie aktuell ja durchaus gebrauchen, um in den verbleibenden 15 Spielen dieser Saison seine Aufstiegschancen möglicherweise entscheidend zu erhöhen.

Doch St. Paulis Strategie ist eben nicht in erster Linie auf kurzfristige Erfolge wie den sofortigen Bundesliga-Aufstieg angelegt. Das mag man bedauern, ist aber auf Sicht – nicht nur wirtschaftlich – der vernünftigere Weg. Sportchef Rachid Azzouzi setzt konsequent die Maßgabe des Präsidiums um, aus jungen, gut ausgebildeten und möglichst deutschsprachigen Spielern, die zudem nicht ausgeliehen sind, sondern dem Club gehören, ein Team mit Potenzial zu formen. In dieses Schema passt Trybull, auch wenn man den 20-Jährigen angesichts seiner seit Monaten fehlenden Spielpraxis im Profifußball nicht als sofortige Verstärkung betrachten sollte. Auf Sicht aber erhöht Trybull die Alternativen für Trainer Roland Vrabec und heizt die interne Konkurrenz an.

Zu hoffen ist, dass Trybull (gesprochen „Triebull“) keine neue, verbale Stolperfalle für St. Paulis Stadionsprecherin wird. Es könnte sein, dass man sich den Namen merken muss.