Der 20 Jahre alte Mittelfeldspieler setzt die Reihe von Profis fort, die von Werder Bremen zum Kiezclub wechselten. Sein einziges Bundesligator erzielte er gegen den HSV

Hamburg. Grundsätzlich ist Rachid Azzouzi, der Sportchef des FC St. Pauli, kein Freund davon, den Kader der eigenen Mannschaft in der Winterpause mit neuen Spielern aufzustocken. „Ich halte das nur für sinnvoll, wenn es praktisch schon ein Vorgriff auf die folgende Saison ist und der Spieler schon vorzeitig ins Team integriert wird“, sagt Azzouzi. „Wenn wir jetzt jemanden holen, dann auch nur mit mittelfristiger Perspektive und nicht nur für ein halbes Jahr“, stellte er weiter klar.

Dieser Fall ist jetzt ganz offenbar eingetreten. Wenn die letzten Formalitäten erfolgreich erledigt sind, wird Tom Trybull am kommenden Montag (13 Uhr) am ersten Training der St. Paulianer im neuen Jahr auf dem Gelände an der Kollaustraße mitwirken. Der 20 Jahre alte Mittelfeldspieler wechselt für eine relativ geringe Ablösesumme – die Rede ist von knapp 100.000 Euro – von Werder Bremen zum Kiezclub. Sein Vertrag bei den Bremern, für die er bisher 21-mal in der Ersten Bundesliga spielte, wäre am Saisonende ausgelaufen. Jetzt soll Tom Trybull bis zum Sommer 2017 an den FC St. Pauli gebunden werden.

Trybull bestritt bereits im Februar 2012 beim 0:0 in Kaiserslautern im Alter von 18 Jahren sein Bundesliga-Debüt. Nur vier Spiele später erzielte der gebürtige Berliner auch sein erstes und bisher einziges Tor in der höchsten Spielklasse – ausgerechnet beim 3:1-Auswärtssieg Werders beim HSV. Gemeinsam mit Florian Hartherz und Niclas Füllkrug bildete er damals das Trio der „jungen Wilden“, die im grün-weißen Werder-Trikot für Furore sorgten. Inzwischen haben aber auch die beiden Mitstreiter Bremen verlassen und suchen ihr Glück in der Zweiten Liga – Hartherz in Paderborn und Füllkrug beim Bundesliga-Absteiger und Tabellenzweiten SpVgg. Greuther Fürth.

Tom Trybull plagte sich in der vergangenen Saison und auch zu Beginn der aktuellen Spielzeit mit langwierigen Verletzungen herum und kam auch deshalb in der abgelaufenen Hinserie nur noch zu zwei Kurzeinsätzen von zusammen sechs Spielminuten. Dabei benötigt ein U20-Nationalspieler auf dem Weg zu einem etablierten Profi vor allem Spielpraxis. Ob er diese jetzt beim FC St. Pauli auf Anhieb bekommen wird, scheint allerdings nicht sicher. Auf Trybulls Lieblingsposition im defensiven Mittelfeld ist derzeit Christopher Buchtmann unangefochten erste Wahl. Allerdings könnte er auch auf den anderen Positionen im Mittelfeld eingesetzt werden und ist mit Blick auf die kommende Saison eine mögliche Alternative für Fabian Boll, Florian Kringe und Dennis Daube, deren Verträge in einem halben Jahr auslaufen und nicht zwingend verlängert werden.

Auf jeden Fall setzt Tom Trybull die Serie der Transfers zwischen Werder Bremen und dem FC St. Pauli fort. Einer der besten Akteure, die in den vergangenen Jahren von der Weser ans Millerntor wechselten, war der aktuelle Nationalspieler Max Kruse. In Bremen hatte er sich nicht im Bundesligateam durchsetzen können, bei St. Pauli reifte er zum Leistungsträger, ehe er zum SC Freiburg und ein Jahr später nach Mönchengladbach wechselte.

Von den Spielern des aktuellen St.-Pauli-Kaders kamen die Offensivspieler Kevin Schindler und Lennart Thy auf direktem Weg von Werder. Dazu haben auch Außenverteidiger Sebastian Schachten und Innenverteidiger Florian Mohr eine Bremer Vergangenheit.

Aber auch in die entgegengesetzte Richtung gab es in der Vergangenheit einige interessante Transfers. So wurde Stürmer Ivan Klasnic 2004, also drei Jahre nach seinem Wechsel von St. Pauli nach Bremen, mit dem SV Werder Deutscher Meister und DFB-Pokalsieger. Im Sommer 2013 wechselte Publikumsliebling Florian Bruns, nachdem er bei St. Pauli keinen Profi-Vertrag mehr erhalten hatte, in Werders Regionalliga-Team. Dort bestritt er in dieser Saison übrigens sechs Spiele Seite an Seite mit Tom Trybull.