Der frühere Torwart des FC St. Pauli will seinem Verein treu bleiben – am Weihnachtstag lädt er Obdachlose zum Essen ein.

Hamburg. Benedikt Pliquett sprach immer noch von „wir“, als er das Mikrofon ergriff, um sich am Freitagabend offiziell von seinem FC St. Pauli zu verabschieden. „Ich werde nur als Spieler verabschiedet. Ich habe hier meinen Lebensmittelpunkt, Freunde gefunden und wahnsinnig viel erlebt“, erklärte Pliquett an seinem 29. Geburtstag in der Halbzeitpause der Partie gegen den KSC: „Wir sind auf einem guten Weg mit dem Verein, und ich hoffe, dass wir in naher Zukunft mal wieder einen großen Triumph feiern können.“

So wie damals am 16. Februar 2011, als Pliquett beim 1:0-Sieg in der Bundesliga gegen den HSV zum Derbysieger-Helden wurde. Mit Plakaten und Gesängen erinnerten die Fans am Millerntor an seinen größten Triumph.

Ein Schlussstrich beim Kiezclub sollte sein Weggang im September zu Sturm Graz ohnehin nicht gewesen sein. „Die Leute, denen ich da zuwinke, werde ich immer wiedersehen“, sagte Pliquett im Vorfeld im Gespräch mit dem Abendblatt: „Ich freue mich einfach, die ganzen lieb gewonnenen Menschen zu sehen. Ich werde dem Club immer treu bleiben.“ So feuerte der Publikumsliebling seine ehemaligen Kollegen während der 90 Minuten auch wie früher vom Stehplatz auf der Südtribüne aus an.

Bei Sturm Graz hat Pliquett sein sportliches Glück gefunden, wurde binnen kürzester Zeit zur unumstrittenen Nummer eins im Tor. Zum Jahresausklang in der österreichischen Bundesliga feierte er am Mittwochabend einen 2:0-Heimsieg – ausgerechnet gegen Rapid Wien, wo sich sein früherer Hamburger Sportdirektor Helmut Schulte vor dem Wechsel zu Fortuna Düsseldorf verabschiedete. Zum achten Mal in 14 Spielen, die Pliquett seit seinem Weggang von St. Pauli nach Graz bestritt, blieb der Torhüter ohne Gegentor. Eine starke Quote.

Vollen Einsatz wird der gebürtige Bad Oldesloer auch an Heiligabend zeigen. Dann veranstaltet er gemeinsam mit seinem Freund Bodo Kottke und dem Hamburger Gastronom Frank Blin zum zweiten Mal eine Obdachlosen-Speisung im Hofbräu Wirtshaus am Speersort. „Aus Überzeugung heraus“, wie Pliquett sagt, will er an Weihnachten etwas Gutes tun. Schweinebraten mit Rotkohl und Klößen wird es für die Obdachlosen ab 12 Uhr geben. Von Graz aus hat Pliquett Institutionen angeschrieben und Flyer gestaltet, um möglichst viele Menschen zu erreichen. Kottke sorgte in Hamburg dafür, dass die Flyer an den sozialen Brennpunkten der Stadt verteilt wurden.

Im vergangenen Jahr, als Pliquett das Weihnachtsessen ins Leben rief, kamen immerhin 150 Obdachlose ins Hofbräu. „400 Leute wären ein Traum“, hofft er nun.