Torschüsse für neues Selbstvertrauen: St. Paulis Coach Vrabec reagiert im Training auf die mangelhafte Chancenverwertung. Er gibt aber auch zu: „Es gibt dafür kein Patentrezept“.

Hamburg. Schon in der ersten regulären Trainingseinheit nach dem 0:3 gegen den 1. FC Köln am vergangenen Freitagabend setzte St. Paulis Trainer Roland Vrabec sein angekündigtes Vorhaben in die Tat um. Intensives Torschusstraining lautete die Devise auf dem Kunstrasenplatz auf der Trainingsanlage an der Kollaustraße.

Trainer und Spieler hatten die mangelhafte Ausnutzung der eigenen Torchancen als wichtigstes Manko in der Partie gegen den Tabellenführer der Zweiten Liga ausgemacht. Und auch drei Tage danach war dies noch in den Köpfen der Spieler. „Wenn uns das 1:1 gelingt, wird das ein ganz anderes Spiel“, sagte am Montag Außenverteidiger Sebastian Schachten. Sein Kollege Jan-Philipp Kalla verglich sogar das weitgehend ausgeglichene Spiel mit dem dennoch deutlichen Ergebnis mit dem Bundesliga-Topspiel zwischen Borussia Dortmund und Bayern München vor zehn Tagen, das die Bayern ebenfalls mit 3:0 gewonnen hatten, obwohl der Spielverlauf viel ausgewogener war.

Auf jeden Fall duften die Kiezkicker am Montagmittag nach Lust und Laune und mit zwei aufblasbaren Kunststoffpuppen als statische Gegenspieler auf das Tor schießen. Wer ins Netz traf, durfte sich gleich noch einmal bei einem an der Längsseite aufgestellten Tor versuchen. Die beiden Torhüter Philipp Tschauner und Robin Himmelmann hatten Schwerstarbeit zu verrichten.

„Es gibt kein Patentrezept gegen eine schlechte Chancenverwertung“, räumt Trainer Vrabec ein. Und doch müsse man im Training daran arbeiten. „Die Jungs sollen die Dinger einfach in die Kiste machen“, sagt er im Jargon, den jeder Fußballer versteht. Ernsthaft geht es darum, sich auch in scheinbar einfachen Torsituationen auf den Punkt zu konzentrieren, immer wieder das Gefühl zu erleben, ein Tor zu erzielen und so Selbstvertrauen für möglicherweise entscheidende Situationen in einem Spiel zu gewinnen. „Wir brauchen die Geilheit, unbedingt ein Tor erzielen zu wollen“, sagt Sebastian Schachten.

Jan-Philipp Kalla formuliert es so: „Wir müssen die Angriffe konsequenter zu Ende spielen.“ Gegen Köln hatte er selbst eine große Möglichkeit zum 1:2-Anschlusstreffer ungenutzt gelassen. Nach dem Spiel hat er noch mehrmals an diese Szene gedacht und sich geärgert, gab er jetzt zu. Auch in der Zusammenfassung in der „Flimmerkiste“ auf der St.-Pauli-Homepage sah er sich die Aktion, bei der er an Kölns Torwart Timo Horn gescheitert war, noch einmal an. „Ich weiß jetzt, wie ich es hätte besser machen könne“, sagte er.

Beim Training am Montag fehlte unterdessen neben den verletzten Fabian Boll, Philipp Ziereis und John Verhoek auch Innenverteidiger Sören Gonther. Er hatte nach einer „Notbremse“ gegen Kölns Stürmer Anthony Ujah die Rote Karte gesehen. Zusätzlich aber hatte er sich einen Fußverletzung zugezogen, die er am Montag untersuchen und behandeln ließ. Parallel sprach das DFB-Sportgericht gegen ihn eine Sperre von zwei Spielen aus. Damit fehlt er in den kommenden Auswärtspartien in Aue und bei 1860 München. Zum Heimspiel gegen den Karlsruher SC (20. Dezember) wird Gonther wieder spielen dürfen und wohl auch seine Blessur auskuriert haben.

Als am Montag alle anderen Kollegen schon in der Kabine waren, reihte Mittelfeldspieler Marc Rzatkowski immer wieder einige Bälle auf und zirkelte diese unermüdlich aus rund 20 Metern auf das leere Tor. Ein Saisontreffer steht für den im Sommer aus Bochum gekommenen Blondschopf bisher zu Buche, was offenbar auch für seine eigenen Ansprüche zu wenig ist.

Philipp Heerwagen, dritter Torwart im Team des FC St. Pauli, fehlte am Montag beim Training, weil er in Budapest bei Aufnahmen für einen Kinofilm in einer kleinen Nebenrolle mitwirkte.