Zum dritten Mal in Folge weist die Bilanz des Kiezclubs schwarze Zahlen auf. Dennoch soll weiterhin kein Geld verschenkt werden.

Hamburg. Wie penibel beim FC St. Pauli auf Ausgabendisziplin geachtet wird, bekam sogar Präsident Stefan Orth kürzlich zu spüren. „Als ich in München einen Sponsor besucht hatte, wurde mir die Taxifahrt nicht erstattet, sondern nur die Kosten für ein S-Bahn-Ticket“, erzählte der Vereinschef am Montag, als er gemeinsam mit Vizepräsident Tjark Woydt und Geschäftsführer Michael Meeske die wirtschaftliche Bilanz für das Geschäftsjahr 2012/2013 vorstellte. Die Vermutung, dem Kiezclub gehe es so schlecht, dass sich selbst Vorstandsmitglieder in öffentliche Verkehrsmittel zwängen müssen, ist allerdings falsch. Die Gewinn-und-Verlust-Rechnung für das abgelaufene Geschäftsjahr weist für den Gesamtkonzern, also den Verein und seine Tochtergesellschaften, vielmehr einen Überschuss von 2,56 Millionen Euro vor Steuern und 0,95 Millionen Euro nach Steuern auf. Der Verein allein verbuchte einen Gewinn von 1,16 Millionen Euro nach Steuern.

„Das ist ein sehr positives Ergebnis“, sagte Orth auch angesichts der Tatsache, dass sein Club nun im dritten Jahr in Folge eine Bilanz mit schwarzen Zahlen vorlegt. Dabei sei das Jahr weder in sportlicher noch in wirtschaftlicher Hinsicht einfach gewesen. „Die Trennung von Cheftrainer André Schubert und die Verpflichtung von Michael Frontzeck hat zu Doppelkosten geführt“, so Orth. Zudem hatte die sportliche Situation in der vergangenen Saison zur Folge, dass sich die Einnahmen aus der TV-Vermarktung gegenüber der Vorsaison, als der FC St. Pauli noch Vierter geworden war, von 7,37 auf 6,59 Millionen Euro reduzierten.

Die beiden anderen großen Einnahmeposten aber stiegen. Aus dem Verkauf von Eintrittskarten flossen 5,15 Millionen Euro (Vorjahr 4,92) in die Kassen. Und die Erlöse aus dem Bereich Werbung/Sponsoring stiegen von 6,04 auf 6,29 Millionen Euro. Entscheidend für den vergleichsweise hohen Jahresgewinn waren aber auch diverse Einsparungen. „Wir haben auch weiterhin kein Geld zu verschenken“, betonte der für den Finanzbereich verantwortliche Vizepräsident Tjark Woydt.

An den Einsparungen beteiligte sich auch Sportchef Rachid Azzouzi, der in der vergangenen Winterpause auf die Verpflichtung zusätzlicher Spieler verzichtete, obwohl das Budget dies noch hergegeben hätte. „Dies hat aber nicht zur Folge, dass ihm der Etat jetzt gekürzt wurde. Vielmehr darf er die gesparte Summe künftig noch ausgeben“, sagte Präsident Orth.

Auch für die künftigen Geschäftsjahre strebt das Präsidium zumindest eine „schwarze Null“ an, wobei es einige Unwägbarkeiten gibt. So steht inzwischen fest, dass der Neubau der Nordtribüne in der kommenden Sommerpause teurer wird als die vor vier Jahren prognostizierten 4,5 Millionen Euro. Insgesamt wird der FC St. Pauli am Ende rund 54 Millionen Euro in den Neubau des Millerntor-Stadions und den Ausbau des Trainingsareals an der Kollaustraße investiert haben. Daraus resultiert eine jährliche Belastung von rund drei Millionen Euro für Zinsen und Tilgung. „Das ist nicht wenig, aber wir investieren in unsere Zukunft. Schon jetzt hat das neue Stadion einen positiven Effekt von fünf Millionen Euro bewirkt“, sagte Meeske.