Die Kiezkicker sind in ihren Spielen im Millerntor-Stadion bisher schwächer als in der vergangenen Saison. „Wir ärgern uns alle über das 0:0“, sagte Sebastian Maier nach dem Sandhausen-Spiel.

Hamburg. Auf den ersten Blick gibt die sportliche Zwischenbilanz des FC St. Pauli nach zwölf Punktspielen in der Zwe21iten Bundesliga, also gut einem Drittel der Saison, allen Grund zur Zufriedenheit. Das Team, das in der vergangenen Saison erst am vorletzten Spieltag den Klassenverbleib sicherstellen konnte, mischt im oberen Tabellendrittel der Liga munter mit. Zumindest bis zu diesem Montagabend wird das Team den vierten Tabellenplatz in der Zweiten Bundesliga innehaben. Dann könnte die Mannschaft von Trainer Michael Frontzeck vom 1. FC Kaiserslautern, der am Abend beim VfL Bochum anzutreten hat, schlechtestenfalls auf Rang fünf verdrängt werden.

Alles bestens, also? Eher nicht, denn von Euphorie ist wenig zu spüren. Dies wurde auch am Freitagabend wieder einmal deutlich, als die meisten der 27.901 Zuschauer nach dem 0:0 gegen den SV Sandhausen eher enttäuscht das Millerntor-Stadion verließen. „Wir dürfen einfach nicht vergessen, wo wir herkommen“, betont Trainer Frontzeck immer wieder – vor allem dann, wenn ansatzweise Kritik an seiner aktuellen Mannschaft aufkommt.

Nach der Nullnummer gegen das offensiv harmlose Team aus Sandhausen gab es wieder einmal einen solchen Diskussionsbedarf. Die Ernüchterung unter den Anhängern, die sich in einer ungewohnten Schweigsamkeit äußerte, stand in einem bemerkenswerten Gegensatz zu den spontanen Äußerungen der St.-Pauli-Profis. „Wir können uns nichts vorwerfen. Es haben eben nur die Tore gefehlt“, sagten in einer fast schon vorgegeben wirkenden Diktion diverse Spieler wie etwa Stürmer Christopher Nöthe und Torwart Philipp Tschauner.

Ihre positive Einschätzung begründeten sie auch damit, dass sich ihr Team einige Torchancen über einstudierte Aktionen erspielte und sich nicht auf Zufallsprodukte verließ. In vielen anderen Situationen aber mangelte es auch an der Präzision, um mit schnellen Pässen die defensiv zweifellos gut organisierten Sandhausener ernsthaft zu gefährden. „Wir müssen effektiver werden“, gab sich immerhin Innenverteidiger Sören Gonther selbstkritisch.

Und auch sein Nebenmann Markus Thorandt ließ am Tag nach dem Spiel durchblicken, dass er und seine Kollegen doch nicht mehr ganz so berauscht vom eigenen Spiel des Vorabends waren. „Die Stimmung war nach dem Auswärtssieg in Fürth vor einer Woche auf jeden Fall besser“, räumte er ein. Auch der 19 Jahre alte Sebastian Maier, der bei seinem Startelfdebüt im heimischen Stadion zwei große Chancen zum Führungs- und damit wohl auch zum Siegtreffer hatte, sagte er am Sonnabendvormittag nach dem Auslaufen: „Wir ärgern uns alle über das 0:0.“

In der Gesamtschau auf das erste Saisondrittel kommt Trainer Frontzeck zu der Erkenntnis: „Die 19 Punkte, die wir bisher geholt haben, besitzen eine gewisse Aussagekraft.“ Dass mit dieser Punktausbeute Relegationsplatz drei immer noch in greifbarer Nähe ist, liegt aber eher daran, dass auch viele andere ambitionierte Teams bisher nicht vollständig überzeugt haben, als an der eigenen Stärke.

Die Punkteausbeute pro Spiel ist auswärts derzeit höher als zu Hause

Diese ist bei Heimspielen ohnehin stark zu relativieren. Überraschend ist dabei, dass die Kiezkicker in der mäßigen vergangenen Saison in den vergleichbaren sieben Heimspielen um einiges erfolgreicher waren als in der aktuellen Spielzeit. Statt jetzt elf Punkte holte das Team in der Spielzeit 2012/2013 in den äquivalenten Partien 16 Zähler. Die Torbilanz dieses Matches lautete 19:10 statt jetzt 7:6.

Nicht nur aus dieser Statistik ist abzulesen, dass sich der FC St. Pauli derzeit in seinen Spielen im Millerntor-Stadion schwerer tut, als dies angesichts der Zuschauerzahlen und des weiterhin uneingeschränkten Rückhalts durch die eigenen Fans zu erwarten wäre. Den letzten Heimsieg gab es am 14. September beim 2:1 gegen den FSV Frankfurt. Danach folgten drei Heimspiele ohne Sieg. Eine längere Durststrecke im eigenen Stadion hatte es auch in der Vorsaison nicht gegeben.

Auswärts ist der FC St. Pauli mit 1,6 Punkten pro Spiel derzeit sogar erfolgreicher als daheim (1,57). Doch Trainer Michael Frontzeck ist von einer baldigen Steigerung auch in dieser Hinsicht überzeugt: „Unabhängig vom Tabellenplatz ist mir wichtig, dass die Mannschaft auf dem Platz Lösungen findet und umsetzt, was wir uns alltäglich im Training erarbeiten. Das muss der Weg sein. Wenn wir so weitermachen, werden wir die Heimspiele auch klarer gestalten können.“