Mit dem 1:2 gegen den SC Paderborn verpasste der FC St. Pauli den Sprung unter die Top drei der Zweiten Liga. Die Mannschaft von Trainer Michael Frontzeck zeigte sich zeitweise ideenlos.

Hamburg. Ernüchterung statt Euphorie beim FC St. Pauli: Die 1:2-Heimniederlage gegen den SC Paderborn zeigte am Freitagabend, dass die Mannschaft, die als Tabellenvierter in den zehnten Spieltag gegangen war, noch längst kein Spitzenteam der Zweiten Liga ist. Die Ostwestfalen deckten mit einer disziplinierten Vorstellung in der Defensive und schnellen Gegenangriffen die Schwächen der zu ideenlosen Hamburger auf. Die meisten der 28.022 Zuschauer verließen am Ende enttäuscht das Millerntor-Stadion.

„Es war ein verdienter Paderborner Sieg“, sagte St. Paulis Trainer Michael Frontzeck. „Die Bäume wachsen nicht in den Himmel. Wir sind nicht ins Spiel gekommen. Das ist ärgerlich, es war eine schwache Vorstellung von uns, aus dem wir die richtigen Schlüsse ziehen müssen. Es lag nicht an den Verletzten, sondern daran, dass wir als Mannschaft keinen guten Fußball gespielt haben.“

Wie beim Auswärtssieg am vergangenen Sonntag in Ingolstadt (2:1) hatte Frontzeck Kevin Schindler in die Startformation beordert. Er sollte auf der rechten Außenbahn offensive Akzente setzen und Rechtsverteidiger Bernd Nehrig in der Defensive unterstützen. Lennart Thy blieb vorerst auf der Bank. Dafür durfte der quirlige Mittelfeldspieler Marc Rzatkowski wieder von Beginn an mitwirken, nachdem er in Ingolstadt erstmals in dieser Saison nur als „Joker“ ins Spiel gekommen war. In der Innenverteidigung rückte Markus Thorandt nach verbüßter Rotsperre wieder auf seine angestammte Position neben Sören Gonther, während sein Stellvertreter Jan-Philipp Kalla wie von Frontzeck angekündigt im defensiven Mittelfeld als Ersatz für den verletzten Kapitän Fabian Boll (Innenbandriss) spielen durfte. Er trug dabei auch dessen schwarze Kapitänsbinde mit dem weißen Totenkopf.

Seine ungewohnte Aufgabe auf dem Spielfeld erfüllte der etatmäßige Innenverteidiger aufmerksam und konzentriert. An ihm lag es nicht, dass die Paderborner die besseren Tormöglichkeiten hatten. Alban Meha schoss aus 18 Metern knapp am Tor vorbei (4.), fünf Minuten später musste St. Paulis Torwart Philipp Tschauner einen Schuss von Johannes Wurtz zur Ecke lenken. Wurtz war es nach knapp einer halben Stunde auch, der nach einem Freistoß von Jens Wemmer frei zum Kopfball kam, aber den Ball zum eigenen Entsetzen neben das Tor setzte.

Dagegen waren nennenswerte Chancen für den FC St. Pauli Rarität. Stürmer John Verhoek (11.) köpfte den Ball nach einer guten Flanke Schindlers in die fangbereiten Hände von Paderborns Torwart Lukas Kruse. Ansonsten tat sich die Millerntor-Elf gegen die defensiv gut organisierten Ostwestfalen im Spielaufbau schwer. So entwickelte sich ein zerfahrenes Spiel. Und wenn einmal ein öffnender Pass wie in der 34. Minute gelang, dann sprang der Ball dem auf der rechten Seite frei stehenden Nehrig an die Hand. Zu diesem Zeitpunkt spielten die Paderborner in Unterzahl, weil Innenverteidiger Diego Demme an der Seitenlinie behandelt wurde. Er musste ausgewechselt werden, Mario Vrancic ersetzte ihn.

Kaum hatte die zweite Spielhälfte begonnen, hatte der frühere St. Paulianer Mahir Saglik seinen ganz persönlichen Auftritt. Er erlief einen langen Pass aus der eigenen Hälfte, schoss den Ball aus halbrechter Position flach zum 0:1 (49.) ins lange Toreck. Tschauner reckte sich vergebens. Schon in der vergangenen Saison hatte Saglik beim 2:2 am Millerntor einen Treffer gegen seine ehemaligen Kollegen erzielt.

Frontzeck reagierte mit einem Doppelwechsel, erhoffte sich von Mittelfeldspieler Sebastian Maier und Stürmer Christopher Nöthe mehr Ideen und Torgefahr. Zu Recht. Der Spielertausch sollte sich schon nach zehn Minuten auszahlen. Einen Konterangriff schloss Nöthe nach einem gezielten Zuspiel Rzatkowskis zum 1:1 (66.) ab. Es war das erste Pflichtspieltor des im Sommer aus Fürth gekommenen und bisher glücklosen Angreifers.

Die Freude über den Ausgleich währte kurz. Nach einem Ballverlust im Mittelfeld setzten die Paderborner einen Konter, den der in der Mitte heranstürmende Wurtz zum 1:2 (78.) abschloss. Frontzeck griff zur Ultima Ratio, wechselte Michael Gregoritsch als dritten Stürmer ein. Doch auch diese Maßnahme brachte bei allem Kampfeswillen keinen Erfolg mehr. Nach Arminia Bielefeld war es das zweite Team aus Ostwestfalen, das das Millerntor-Stadion in dieser Saison als Sieger verließ.

Statistik:

St. Pauli: Tschauner – Nehrig, Thorandt, Gonther, Halstenberg – Kringe (83. Gregoritsch), Kalla – Schindler (56. Maier), Bartels (56. Nöthe), Rzatkowski – Verhoek. – Trainer: Frontzeck

Paderborn: Lukas Kruse – Jens Wemmer, Strohdiek, Hünemeier, Brückner – Krösche, Demme (34. Mario Vrancic) – Kachunga, Wurtz (85. Amedick), Meha – Saglik (75. ten Voorde). – Trainer: Breitenreiter

Schiedsrichter: Martin Petersen (Stuttgart)

Tore: 0:1 Saglik (49.), 1:1 Nöthe (66.), 1:2 Wurtz (78.)

Zuschauer: 28.022

Beste Spieler: Thorandt, Kringe – Meha, Saglik

Gelbe Karten: Kalla, Gonther (3), Nöthe (3) – Meha, Brückner (3), Strohdiek (2)

Erweiterte Statistik (Quelle: impire):

Torschüsse: 11:13

Ecken: 3:2

Ballbesitz: 58:42 %