John Verhoek trifft beim 2:2 des FC St. Pauli in Bochum doppelt und stoppt die Diskussion über die Abschlussschwäche. Überraschend fehlte Kapitän Fabian Boll in der Startaufstellung und auch im Kader der St. Paulianer.

Bochum. Am Ende waren sie beim FC St. Pauli allesamt zufrieden mit dem 2:2 (1:1) im Auswärtsspiel beim VfL Bochum. Es war ein intensives Kampfspiel zweier Teams, die sich allerdings bis zum Ende nicht mit einem Remis anfreunden wollten. Das Wichtigste aus Sicht des FC St. Pauli aber war, dass endlich wieder Tore geschossen werden. Der Niederländer John Verhoek war es, der die Negativserie von drei torlosen Pflichtspielen beendete. Dass seine beiden Treffer nicht zum ersten Auswärtssieg der Saison reichten, lag an einer bei zwei Eckbällen nicht ausreichend aufmerksamen Abwehr. „Ich bin erst einmal froh, dass wir nach dem 0:1 in Person von John Verhoek zurückgekommen sind“, zeigte sich Trainer Michael Frontzeck erleichtert.

Überraschend fehlte Kapitän Fabian Boll nicht nur in der Startaufstellung sondern auch im Kader der St. Paulianer. Aus „privaten Gründen“ und in Absprache mit Coach Frontzeck sei er in Hamburg geblieben, hieß es. „Es ist aber nichts Dramatisches“, sagte St. Paulis Mediendirektor Christoph Pieper. Schon am vergangenen Dienstag war Boll ebenfalls aus „persönlichen Gründen“ von der Teilnahme am Training befreit worden.

Wegen Bolls Abwesenheit füllten Florian Kringe und Christopher Buchtmann die beiden Positionen im defensiven Mittelfeld aus. In dieser Konstellation hatten die beiden zuvor noch kein Pflichtspiel bestritten. Kringe übernahm nicht nur Bolls „Sechser“-Position, sondern auch dessen Aufgaben als Kapitän.

+++ DER SPIELVERLAUF ZUM NACHLESEN +++

Im Angriff vertraute Frontzeck wie schon zuletzt im Heimspiel gegen Arminia Bielefeld (0:1) dem späteren Doppeltorschützen Verhoek. Für Christopher Nöthe, der in den ersten drei Pflichtspielen der Saison in der Anfangsformation gestanden hatte, blieb zunächst nur ein Platz auf der Bank.

Nachdem St. Pauli in den ersten Minuten das Spiel bestimmt hatte, kam der VfL Bochum als erstes Team zu hochkarätigen Chancen. So traf Danny Latza den Außenpfosten (14. Minute) und Onur Bulut zwang mit seinem Flachschuss ins kurze Eck St. Paulis Torwart Philipp Tschauner zu einem Blitzreflex. Bei der unmittelbar folgenden Ecke düpierten die Bochumer die St.-Pauli-Abwehr mit einem einfachen Trick. Den vom Japaner Yusuke Tasaka getretenen Ball verlängerte Patrick Fabian mit dem Kopf, so dass der bullige Außenverteidiger Heiko Butscher kraftvoll zum 1:0 (18.) ins Tor köpfte.

Es dauerte gerade einmal fünf Minuten, bis der FC St. Pauli mit einem Schlag sowohl den Frust über diesen Rückstand als auch seine seit zuvor drei Pflichtspielen anhaltende Torflaute überwand. Einen schnell ausgeführten Freistoß von Marc Rzatkowski leitete Lennart Thy per Kopf weiter zu dem in der Mitte postierten Verhoek, der sich kraftvoll durchsetzte und das 1:1 (23.) erzielte.

Beim Torjubel lief Verhoek Richtung Ersatzbank und sprang dort auf die Arme des ihm entgegen kommenden Nöthe. Eine schöne Geste, wie sich die beiden Konkurrenten um den Platz im Angriff gemeinsam freuten. Noch sehenswerter war das zweite Hamburger Tor. Diesmal spielte Rzatkowski den Ball steil, aber doch gefühlvoll auf den im richtigen Moment gestarteten Verhoek. Der lupfte den Ball aus dem Lauf nicht minder gefühlvoll über Bochums Torwart Andreas Luthe hinweg zur 2:1-Führung (35.) ins Tor. Trainer Frontzeck konnte sich vollauf bestätigt fühlen, sich für Verhoek entschieden zu haben. „Ich weiß, dass ich Tore schießen kann. Es ist schön, dass es heute gleich zwei waren, aber ich hätte lieber die drei Punkte mitgenommen“, sagte Verhoek.

Kurios, dass sich anschließend in unmittelbarer Folge Bernd Nehrig, Thy und Fin Bartels im Minutentakt nach Fouls die Gelbe Karte einhandelten. In der zweiten Hälfte erhöhte Bochum angesichts des Rückstandes den Druck auf das Tor. Erneut war es eine Ecke, die den Ausgleich des VfL einleitete. Diesmal faustete Torwart Tschauner den Ball zu kurz und zudem exakt auf den 13 Meter vor dem Tor postierten Florian Jungwirth. Der nahm die Kugel mit der Brust an und schoss sie akrobatisch auf das von Tschauner verlassene Tor zum verdienten 2:2 (69.) ins Netz. Der auf der Torlinie postierte Rzatkowksi war machtlos. In der Folge aber betätigte sich Torvorbereiter Rzatkowski an alter Wirkungsstätte noch zweimal erfolgreich als Retter auf der eigenen Torlinie. Neben Verhoek avancierte er damit zum Mann des Abends – auch wenn der erhoffte Sieg erneut ausblieb.