St. Paulis neuer Stürmer ist in Österreich bereits eine Berühmtheit. Auch aufgrund seines Vaters. Beim 4:2-Testspielsieg in Babelsberg trug sich Gregoritsch gleich in die Torschützenliste ein.

Hamburg. Der Name Gregoritsch ist in Österreich jedem Fußballfan bekannt. Schließlich führte Ex-Profi Werner Gregoritsch den Grazer AK als Trainer einst in den Uefa-Cup, mit dem SV Mattersburg gelang ebenso der Aufstieg in die Bundesliga wie auch später 2008 mit dem Dorfclub SV Kapfenberg. Dort schlug man den 55-Jährigen wegen seiner Verdienste zum Ehrenritter, weshalb er sich „Werner, edler Meister des runden Leders“ nennen darf.

Seit dem 14. April 2010 hat es auch Sohn Michael, der in der kommenden Saison für den FC St. Pauli stürmt, in die Geschichtsbücher des österreichischen Fußballs geschafft. Als jüngster Profi erzielte er für Kapfenberg in der Bundesliga im Alter von 15 Jahren und 361 Tagen ein Tor. „Am Vormittag war ich noch in der Schule, erfuhr dann, dass ich dabei bin. Bis zur 70. Minute habe ich auf der Bank gesessen, mich dann aufgewärmt und durfte rein“, erzählt Gregoritsch junior. „Zwei Minuten später hab ich mit dem zweiten Ballkontakt das Tor gemacht“, erinnert er sich. Trainer damals war natürlich Vater Werner, der seinen Sohn unter Protesten der Zuschauer aufs Feld schickte.

Den Vater als Trainer zu haben, fiel Michael oft schwer. Ihm wurde nachgesagt, er dürfe nur wegen der familiären Verbindung spielen. „Ich bin stolz auf meinen Vater und darauf, dass ich aus einer Fußballerfamilie stamme“, sagt Michael Gregoritsch. „Aber wenn ich abends mal bis elf Uhr im Kino war, kam gleich ein Anruf“, erzählt der 19-Jährige schmunzelnd, „das waren schon komische Situationen“. In der vergangenen Saison gehörte Gregoritsch, der auch aktuell im U21-Nationalteam unter seinem Vater trainiert, zum Bundesliga-Kader von 1899 Hoffenheim. In einer schwierigen Saison mit vielen Trainerwechseln kam er nicht zum Zuge.

Nun will der 1,93 Meter große Stürmer auf St. Pauli, wohin er zunächst für ein Jahr plus Kaufoption verliehen ist, den Durchbruch schaffen. „Dieses erste Tor in Österreich ist drei Jahre her, es wird Zeit für neue, wichtige Treffer am Millerntor“, sagt Gregoritsch. Torinstinkt und gute Übersicht bescheinigen ihm Österreichs Experten. Dennoch weiß das Talent, dass mit John Verhoek und Christopher Nöthe gestandene Profis vor ihm stehen: „Die zwei haben oft in dieser Liga gebombt, da kann ich viel lernen und mir etwas abschauen“, sagt Gregoritsch, bei dem solche Sätze nicht wie Fußballer-Phrasen klingen, sondern Ausdruck seines bescheidenen Naturells sind. Trotz aller Zurückhaltung hat er ein ehrgeiziges Ziel: Der Name Gregoritsch soll auch in Deutschland ein Begriff werden.

Der FC St. Pauli gewann den Test beim SV Babelsberg mit 4:2. Für die Hamburger trafen die drei Sturm-Neuzugänge Michael Gregoritsch, John Verhoek (FE) und Christopher Nöthe sowie Florian Kringe per Elfmeter. Nöthe musste in der 60. Minute mit Gehirnerschütterung ausgewechselt werden.