St. Paulis Athletiktrainer Timo Rosenberg spricht über den Sinn und die Spezialitäten seines Konditionstrainings in der Vorbereitung in Husum.

Husum . Feinsäuberlich hat Timo Rosenberg die Namen der St.-Pauli-Profis auf ein weißes DIN-A0-Blatt geschrieben und befestigt dieses mit einem Klebeband an einem Baum. In zwei Gruppen hat der Athletiktrainer des Kiezclubs die Spieler eingeteilt, die einen sollen gleich sechsmal 1000 Meter in einer Zeit zwischen 3:50 und 4:00 Minuten durch den Wald rennen, die anderen dasselbe in 4:00 bis 4:10 Minuten. Die Strecke hat er exakt ausgemessen und gekennzeichnet, es geht hoch und runter, der Boden ist nach dem zwischenzeitlichen, unwetterartigen Niederschlag, ziemlich aufgeweicht.

„Natürlich könnte ich den Jungs auch nur sagen, was sie laufen sollen. Doch wenn erst einmal ein gewisser Erschöpfungsgrad erreicht ist, nimmt man vieles nicht mehr so auf. Da ist es dann einfacher, wenn man es einfach nachlesen kann“, sagt der 37 Jahre alte Rosenberg.

Es ist die dritte und härteste Trainingseinheit des Tages, die sich der studierte Sportwissenschaftler für die Fußballprofis ausgedacht hat. Am frühen Morgen gab es schon einen rund 40-minütigen Lauf auf dem Deich, am Vormittag eine Einheit im Stadion des Husumer SV mit Übungen für die Stabilität, Kraft und Flexibilität des Körpers sowie einigen kurzen Übungsspielen mit dem Ball. So sieht das Programm an jedem Tag im Ausdauertrainingslager des FC St. Pauli aus, das am Sonnabend begann und am Mittwoch mit dem Testspiel gegen den Husumer SV enden wird. „Es ist jetzt die ideale Zeit, um die Grundlagen mit Kraft-Ausdauer-Bereich für die Saison zu legen. Je näher der Start in die Punktspielsaison rückt, desto mehr werden sich die Trainingsinhalte auf den Schnellkraftbereich konzentrieren. Wenn die Saison erst einmal läuft, ist für Ausdauertraining keine Zeit mehr“, sagt Rosenberg.

Seine Aufgabe besteht unter anderem darin, mit den einzelnen Spielern an den individuellen Stärken und Schwächen im konditionellen Bereich zu arbeiten, dies aber im Rahmen eines mannschaftlichen Trainings zu realisieren. „Dies ist sicher eine spezielle Herausforderung. Der Vorteil bei dieser Mannschaft ist aber, dass die Unterschiede zwischen den einzelnen Spielern so gering sind, dass sie in zwei oder drei größeren Leistungsgruppen sinnvoll miteinander trainieren können.

Dabei spielt auch der mentale Effekt eine Rolle. „Wenn mehrere Spieler gemeinsam eine gewisses Maß an Anstrengung und Schmerzen durchstehen, dann verbindet das die Truppe auch“, sagt Rosenberg, der vor seiner Tätigkeit beim FC St. Pauli auch als Fitnesstrainer bei Hamburger Tennis- und Hockey-Vereinen wie dem Club an der Alster, dem Uhlenhorster HC und den Klipper THC tätig war. Daher ist er auch immer wieder offen, Elemente aus anderen Sportarten in das Grundlagentraining einer Profifußballmannschaft einfließen zu lassen.

Rosenberg hat festgestellt, dass Profifußballer mehr und mehr die Sinnhaftigkeit eines Athletiktrainings zu schätzen wissen. „Der Wandel hat mit der WM 2006 eingesetzt, als bekannt wurde, dass der damalige Bundestrainer Jürgen Klinsmann mit modernen Methoden aus den USA arbeitet“, sagt Rosenberg. Dank dieser Entwicklung ist er jetzt bei den St.-Pauli-Profis auch nicht als ekliger Schleifer verhasst. „Jeder weiß inzwischen, dass dieses Training die Grundlage dafür bildet, dass wir gut durch die Saison kommen. Schlimmer wäre es, wenn wir in einem Spiel nach 30 Minuten kaputt sind“, sagt Kapitän Fabian Boll, der am Sonntag 34 Jahre alt wurde. Daher empfindet er es als gutes Zeichen, dass er nach zwei Tagen in Husum ein wenig Muskelkater spürt.