Eine mangelhafte Abwehrleistung beim Spiel in Bochum bringt den FC St. Pauli bei nur noch fünf Punkten Abstand zu Dresden wieder in Abstiegsnöte.

Hamburg/Bochum. Es schien ein Déjà-vu-Erlebnis zu sein, als St. Paulis Profis am Freitagabend durch die Katakomben des Bochumer Stadions schlichen und nach Erklärungen für die 0:3-Pleite, die neunte Auswärtsniederlage der Saison, suchten. Wie schon zwei Wochen zuvor beim 2:3 in Dresden hatten sie das Duell gegen einen direkten Konkurrenten verloren und es somit verpasst, für den entscheidenden Schritt zum Klassenerhalt zu sorgen. Wieder hatten sie beim Gegner für neuen Mut und Aufbruchstimmung im Abstiegskampf gesorgt. Während draußen auf dem Rasen die Bochumer Profis - trotz weiterhin vier Punkten Rückstand auf St. Pauli - tanzten, bemühte Torhüter Philipp Tschauner erneut mahnende Worte. "Ich habe immer gesagt, dass es auch bis zum letzten Spieltag eng werden kann", betonte der 27-Jährige.

Weil Dynamo Dresden am Sonntag gegen Energie Cottbus einen 1:0-Sieg feierte (siehe Bericht unten), wird die Lage für St. Pauli in der Tat noch einmal prekär. Bei aktuell 36 Zählern ist der Vorsprung auf Dresden (Platz 16) auf nur noch fünf Punkte geschrumpft. Mindestens einen Sieg benötigen Tschauner und Co. noch, um weiter für die Zweite Liga planen zu können. In der Rückrunde gelang gegen die Mitkonkurrenten lediglich ein Erfolg (3:2 über Regensburg). Gegen Aue (0:3), Dresden, Bochum und Sandhausen (1:4) musste man sich geschlagen geben.

Dass auch nach dem 30. Spieltag auf St. Pauli die Angst vor dem Abstieg umgeht, liegt vor allem an den aktuell mangelhaften Defensivleistungen. Zehn Gegentreffer in den vergangenen drei Auswärtsspielen spiegeln die Misere der Hamburger wider. "Wir haben einfach schlecht verteidigt und es dem Gegner viel zu leicht gemacht", befand Innenverteidiger Markus Thorandt, der in Bochum mit seinem ungestümen Zweikampfverhalten in der 24. Minute einen Elfmeter verursacht und somit die Niederlage eingeleitet hatte. Ein individueller Fehler von Fin Bartels und schlechtes Abwehrverhalten Sebastian Schachtens besiegelten dort die Niederlage. Doch auch in Dresden und bei Union Berlin (2:4) kosteten solche Aussetzer jeweils die Punkte. "Wir haben einfach zu viele individuelle Fehler gemacht und zu viele Torchancen zugelassen", analysierte Sportchef Rachid Azzouzi.

Die jüngsten Torschussstatistiken belegen, dass die Gegentorflut der Hamburger jedoch nicht nur mit einzelnen Aussetzern zu erklären, sondern genereller Natur ist. Denn keines der drei anderen Teams (Bochum, Aue, Dresden), die sich gegen Relegationsplatz 16 stemmen, ließ in den vergangenen fünf Partien so viele Torschüsse zu wie St. Pauli. Ganze 81-mal durften die Gegner auf Tschauners Gehäuse schießen, Bochum ließ nur 63 Schüsse zu, Dynamo kassierte 52, Aue 66. Allein am Freitag in Bochum waren es 22 Abschüsse, bei denen Torhüter Tschauner eine noch höhere Niederlage ein ums andere Mal verhinderte. "Die Mannschaft ist nicht zu 100 Prozent stabil", gibt auch Trainer Michael Frontzeck zu. Die Gründe dafür sieht der 49-Jährige vor allem in den vielen Verletzungssorgen der vergangenen Monate. "Wir hatten bisher nicht das Glück, unsere erste Elf einmal über zwei Monate einzuspielen", erklärt Frontzeck. Zuletzt musste er das Saison-Aus seines angestammten Innenverteidigers Florian Mohr (Bandscheibenvorfall) verkraften. Auch auf Markus Thorandt und Außenverteidiger Sebastian Schachten musste er mehrfach verzichten. Dennoch bildeten Thorandt und Christopher Avevor 2013 bereits viermal gemeinsam das Innenverteidiger-Duo, auch die Doppel-Sechs aus Florian Kringe und Patrick Funk spielte in diesem Zeitraum siebenmal zusammen.

In der Auswärtstabelle rangieren die Hamburger vier Spiele vor Schluss auf dem 16. Platz. Einzig die designierten Absteiger Sandhausen und Regensburg holten in der Fremde noch weniger Punkte. Ein Grund, warum St. Paulis Profis den Fokus schon in den Katakomben in Bochum auf die nächste Aufgabe am Millerntor richteten. Dort holte man schließlich 26 der 36 Punkte - und darf möglicherweise auf Unkonzentriertheiten des Gegners hoffen. Denn am kommenden Sonntag gastiert mit Hertha BSC Berlin der erste Bundesliga-Aufsteiger (siehe Bericht unten). "Da müssen wir Vollgas geben und die nötigen Punkte sammeln", wusste Fin Bartels. Vorsichtshalber schaut sich Trainer Frontzeck den nächsten Auswärtsgegner MSV Duisburg an diesem Montag vor Ort gegen den 1. FC Köln an. Schließlich könnte es ein Kampf bis zum Schluss werden ...

Das Restprogramm um den Klassenerhalt:

St. Pauli: Hertha BSC (H), Duisburg (A), Braunschweig (H), Kaiserslautern (A).

Aue: Duisburg (H), Hertha BSC (A), Ingolstadt (H), Sandhausen (A).

Bochum: Sandhausen (A), Köln (H), Frankfurt (A), Union Berlin (H).

Dresden: Frankfurt (A), Paderborn (H), Aalen (A), Regensburg (H).