Ein Kommentar von Andreas Hardt

Die Meldungen kamen am Donnerstag im Abstand von 90 Minuten. Albert Streit vier Monate aus dem Verkehr gezogen, Fabian Boll zwölf Monate weiter engagiert. Der eine schlägt, der andere kämpft. Der Herr hat einen großen Garten, das ist im Profifußball wie im normalen Leben. Deshalb fasziniert uns das Spiel mit seinen Unwägbarkeiten und den vielen verschiedenen Akteuren so. Und wegen Lothar Matthäus.

Von Fabian Boll ist bekannt, dass er Kriminaloberkommissar bei der Hamburger Polizei ist. Seit elf Jahren kickt er für den FC St. Pauli. Kein Glamourspieler, eher ein Grätscher. Vielleicht ist er nur deshalb immer noch da. Viel lieber glauben wir, dass er sich wohlfühlt bei dem Club, dessen logischer Kapitän er jetzt ist. "Seinen Verein kann man sich nicht aussuchen - der sucht dich aus!" sagte Nick Hornby. Wie gerne möchten wir glauben, dass es auch heute Spieler gibt, die so handeln. Wie einst Uwe Seeler.

Von Lothar Matthäus ist bekannt, dass er jetzt bei Facebook ist. Er hat ein Foto von sich mit Tulpen gepostet und musste sich prompt im Netz verkaspern lassen. Den guten Ruf, den sich der Spieler einst erwarb, hat die öffentliche Person längst verspielt.

Von Albert Streit (keine Witze mit Namen!) ist bekannt, dass er in den vergangenen elf Jahren achtmal den Verein wechselte. Skandälchen hier, Zoff da, Suspendierung dort und auf Schalke den Millionenvertrag absitzen, den man ihm quasi aufgedrängt hatte. Eine Einladung zum Abkassieren. Streit und vor allem Matthäus haben in ihrem Fußballerleben deutlich mehr Geld verdient als Fabian Boll.

Aber der hat Respekt verdient.