FC St. Pauli verliert bei Union Berlin. Freude über Marius Ebbers' Jubiläumstreffer hält sich in Grenzen. FC St. Pauli weiter im Abstiegskampf.

Berlin. Sebastian Schachten und Markus Thorandt hatten direkt nach dem Schlusspfiff erhöhten Diskussionsbedarf. Zu groß war der Ärger der beiden Defensivspieler über die Niederlage und die vier Gegentore, denen teilweise haarsträubende Fehler vorausgingen. Durch das 2:4 beim 1. FC Union Berlin im erstmals seit der Eröffnung der neuen Haupttribüne mit 21.410 Zuschauern ausverkauften Stadion an der Alten Försterei, verharrt der FC St. Pauli im unteren Teil der Tabelle und muss sich weiterhin mit dem Abstiegskampf beschäftigen. Gegen spielstarke Berliner wurde deutlich: Für einen Platz im gesicherten Mittelfeld reicht es derzeit für St. Pauli noch nicht. "Wir wären gerne mit einem Punkt mehr in die Länderspielpause gegangen, aber nach neun Punkten in den drei Spielen zuvor, ist der Ertrag insgesamt in Ordnung", sagte Fin Bartels, der nach seinem Muskelfaserriss wieder mitwirken konnte.

Trainer Michael Frontzeck hatte seine Mannschaft auf insgesamt drei Positionen umgestellt. Der wieder genesene Bartels begann auf der linken Seite und auch Kapitän Fabian Boll kehrte erstmals seit dem 3. November wieder in die Startelf zurück. Für ihn musste Dennis Daube auf der Bank Platz nehmen. Die Rolle des Spielmachers hinter der Spitze übernahm erstmals Florian Kringe. Zudem bekam Marius Ebbers wie erwartet eine Chance von Beginn an. Der Stürmer ersetzte den rotgesperrten Torjäger Daniel Ginczek - und nutzte die Gelegenheit, um endlich seinen 100. Zweitliga-Treffer zu erzielen auf den er seit dem 4. Spieltag gewartet hatte. Sein Treffer zum zwischenzeitlichen 1:1, aufgelegt von Kumpel Florian Kringe, der erst auf Anraten von Ebbers im vergangenen Sommer zu St. Pauli gekommen war, feierte der Routinier mit einem Gruß, den er sich auf die Handinnenfläche geschrieben hatte und in die TV-Kameras hielt. Was auf den Fernsehbildern nicht zu erkennen war, behielt der 35-Jährige auch nach Spielschluss für sich. "In erster Linie bin ich genervt, dass wir verloren haben", sagte Ebbers. "Ich werde jetzt nicht die Boombox rausholen und im Mannschaftsbus laut Musik hören. Aber vielleicht werde ich ein kleines Bierchen darauf trinken."

Unklar blieb auch, warum sich der FC St. Pauli sowohl nach Ebbers Treffer, als auch nach dem Ausgleich zum 2:2 durch Sebastian Schachten stets weit zurückfallen ließ und dem Gegner das Spiel überließ. "Wir können uns das auch nicht so recht erklären", sagte Bartels, "vielleicht hätten wir einfach weiter drauf gehen müssen." So verlor die Mannschaft von Michael Frontzeck den Faden - und letztlich das Spiel.

In den ersten 20 Minuten fand St. Pauli gar nicht ins Spiel, hatte kaum Ballbesitz, kam nicht in die Zweikämpfe und musste sich zahlreicher Angriffe der Berliner erwehren. Schon in der 16. Minute hatte Simon Terodde eine Großchance, Philipp Tschauner konnte den Ball jedoch in höchster Not zur Ecke lenken. Vier Minuten später war der Torhüter dann machtlos. Wiederum Terodde tauchte nach Pass von Mattuschka alleine vor ihm auf und überwand den Torhüter mit einem Heber.

Erst jetzt sah sich St. Pauli genötigt, mehr für das Spiel zu tun, rückte weiter nach vorne und kam prompt zu mehr Spielanteilen - und zum Ausgleich.

Noch vor der Pause traf jedoch Unions Urgestein Torsten Mattuschka zur erneuten Berliner Führung und St. Pauli musste wieder einem Rückstand hinterherlaufen. Das gelang auch ein zweites Mal, da Schachten sich ein Herz nahm und den Ball mit einem Gewaltschuss aus 22 Metern im Tor unterbrachte. Mit dem einen Punkt hätten die Hamburger durchaus zufrieden sein können, da die spielstarken Berliner insgesamt die bessere Mannschaft stellten. Doch St. Pauli schaffte es nicht, das Ergebnis über die Zeit zu bringen. Zum einen, weil die Offensivkraft von Union Berlin zu groß war, zum anderen weil die individuellen Fehler nicht abgestellt werden konnten.

"Da muss man schon den Finger in die Wunde legen", sagte Frontzeck. "Das zweite, dritte und vierte Gegentor war sicherlich besser zu verteidigen. Einmal ist ja okay, aber wenn man sich so etwas dreimal an einem Abend leistet, dann kann man hier nichts mitnehmen." Einen Vorwurf wollte der Trainer seiner Mannschaft jedoch nicht machen. "Wir haben Moral gezeigt, viel investiert, uns aber diesmal nicht dafür belohnt." Nun habe die Mannschaft zwei Wochen Zeit, um die Niederlage zu verarbeiten und sich auf den "Kampf bis zum bitteren Ende" (Frontzeck) vorzubereiten.