Beim FC St. Pauli sollen Marius Ebbers und Fabian Boll gegen Union Berlin heute in der Wuhlheide für den vierten Sieg in Serie sorgen.

Hamburg. Über St. Paulis Taktik müsse sich sein Berliner Trainerkollege Uwe Neuhaus diesmal jedenfalls nicht den Kopf zerbrechen, sagte ein leicht zerknirscht wirkender Michael Frontzeck nach dem Abschlusstraining am Donnerstag. Dass Trainingskiebitze und Hamburger Pressevertreter den letzten Übungen des FC St. Pauli im Millerntor-Stadion beiwohnen durften, passte dem Coach nicht so recht in den Kram. "Das Leben ist eben kein Wunschkonzert", erklärte der 48-Jährige anschließend schulterzuckend die ungewollte Offenheit. Denn zuvor hatten rund 20 Zuschauer während der 70-minütigen Einheit tiefe Einblicke bekommen, wie St. Pauli die schwere Auswärtsaufgabe bei Union Berlin an diesem Freitag (18 Uhr/Sky und im Liveticker auf abendblatt.de) angehen will.

Trainer Frontzeck hatte seine Spieler in taktischer Formation auf dem Rasen postiert, ließ sie Spielzüge einstudieren und Standardsituationen üben. Gesucht wurde dabei in vorderster Spitze Routinier Marius Ebbers, der in Abwesenheit des rotgesperrten Daniel Ginczek stürmen wird. "Ebbe ist gut drauf und körperlich in sehr guter Verfassung", attestierte Frontzeck und gab dem 35-Jährigen mit auf den Weg: "Er muss in Berlin seine Erfahrung ausspielen, dann wird er mit Ballsicherheit und seiner Abschlussqualität weiterhelfen."

Gegen die heimstarken "Eisernen" setzt der Trainer ohnehin auf ganz viel Routine. Denn auch Kapitän Fabian Boll wird sein lang ersehntes Comeback in der Startformation feiern. Zuletzt hatte der 33-Jährige am 3. November vergangenen Jahres in München von Beginn an gespielt. Schon nach seiner Einwechslung gegen Regensburg hatte Boll prompt Führungsaufgaben übernommen und den 3:2-Siegtreffer eingeleitet. "Er ist eine sehr zentrale Figur in unserer Mannschaft. Wir haben gegen Regensburg gesehen, was seine Präsenz auf dem Platz ausmacht", erklärte Frontzeck. Auch eine Reihe vor Boll im offensiven Mittelfeld soll die Erfahrung von 192 Bundesligapartien für ein strukturierteres Spiel als zuletzt sorgen: Der 30 Jahre alte Florian Kringe wird erstmals unter Frontzeck als Spielmacher auflaufen. Auch Fin Bartels kehrt nach überstandenem Muskelfaserriss zurück in die Elf.

An der Alten Försterei in Berlin-Köpenick treffen die Hamburger auf ein Team, das in dieser Saison zu den spielstärksten der Liga zählt. Nur Spitzenreiter Hertha (49) und der Tabellenzweite Eintracht Braunschweig (41) erzielten mehr als die 40 Treffer der Union. Erst mit der Niederlage in Cottbus (1:2) vergangene Woche hakten die Berliner den Relegationsplatz drei ab, rangieren aktuell auf dem achten Platz - und nur noch drei Punkte vor St. Pauli.

Coach Frontzeck konnte nach der ungewollt aufschlussreichen Einheit dann doch noch lachen. Angesprochen auf die enorme Kopfballstärke des Gegners kündigte er Streckmaßnahmen über Nacht an: "Wundert euch nicht, wenn Patrick Funk morgen 1,90 Meter groß ist." Am Donnerstag maß der Mittelfeldabräumer noch 13 Zentimeter weniger. Um bei Union den vierten Sieg in Serie einzufahren, müssen sich St. Paulis Profis in jedem Falle steigern - vor allem aber spielerisch.