Die Anhänger ließen ihrem Frust nach dem 1:4-Debakel bei Abstiegskandidat Sandhausen freien Lauf. Polizei eskortierte den Bus bis Hamburg.

Sandhausen/Hamburg. Sie mögen nach der 1:4-Niederlage ihres Vereins in Sandhausen frustriert gewesen sein, zu entschuldigen ist ihr Verhalten aber nicht. Eine Fangruppierung des FC St. Pauli hat am Sonntag nach der Begegnung im Kraichgau einen Reisebus demoliert und nach Angaben des Busunternehmers einen Schaden von rund 10.000 Euro verursacht. "Die Fans haben randaliert, gegen die Scheiben geschlagen und sogar auf die Sitze gepinkelt", sagt Edo Drievers, dessen Reiseunternehmen den Bus gestellt hatte.

Schon auf der Anreise war es zu einem Zwischenfall gekommen. Nach einer Pause an der Raststätte Hildesheimer Börde hielt die Polizei den Bus an, da die Reisegruppe in der Gaststätte sich angeblich die Taschen vollgemacht hatte, ohne zu bezahlen.

Auf der Rückfahrt sei die Situation dann eskaliert, berichtet die Busfahrerin Andrea Arjes. Sie sei bedroht, beschimpft und beleidigt worden, weil sie die Reisenden aufgefordert habe, sich hinzusetzen. Sie bekam Angst und wollte nicht mehr weiterfahren. Die Polizei bestieg daraufhin mit zehn Einsatzleuten den Bus und entschied, die stark alkoholisierten Fans von Mannheim aus mit der Bahn nach Hamburg fahren zu lassen. Doch die Bahn weigerte sich, die 50 Mann starke Gruppe zu transportieren, da kein Extrawaggon zur Verfügung stand. Also mussten die Anhänger doch im Bus nach Hamburg gebracht werden, auf der gesamten Strecke begleitet von Polizeiwagen vor und hinter dem Bus sowie den Einsatzkräften innerhalb des Fahrzeugs.

Dass die Polizei angeordnet hatte, keine Pausen zu machen und die Leute nicht aus dem Bus hinauszulassen, heizte die Stimmung zusätzlich an. Körperliche Gewalt habe es aber nicht gegeben, sagt Drievers. "Ich habe schon sehr oft Fans von St. Pauli gefahren" sagt Driever, "nie gab es irgendwelche Probleme. Aber diese Gruppe ist total durchgedreht." Der Unternehmer wird Strafanzeige erstatten und hat den Fall an seinen Anwalt übergeben. Er will die Gruppe auf Schadenersatz verklagen. Der Organisator der Fanreise war für das Abendblatt am Montag nicht zu erreichen.