Ein Kommentar von Lutz Wöckener

Vielleicht sollten Michel Dannenfelser und Christian Knoblich einfach noch einmal in den Rückspiegel schauen und sich fragen, ob das alles nötig war, was vor und während der Jahreshauptversammlung rund um den FC St. Pauli so passiert ist. Das Duo hatte einen Abwahlantrag gegen Vizepräsident Gernot Stenger gestellt, nach eigener Aussage aber nur eine Diskussion anstoßen wollen. Sicher, im Zuge der Debatte um das umstrittene DFL-Sicherheitspapier hatte das Präsidium keine ideale Figur abgegeben. Die Chance, sich im Vorfeld mit Kennern der Szene auseinanderzusetzen, um den Job des Vereinsvertreters praxisnah ausfüllen zu können, wurde leichtfertig verspielt. Insofern ist die am Montag getroffene Entscheidung, bei spezifischen Gesprächen nun Sicherheits- und Fanvertreter zumindest anzuhören, hilfreich wie richtig.

Die entscheidende Frage aber ist, ob es dazu einer derartigen Hexenjagd bedurft hätte. Stenger wurde öffentlich an den Pranger gestellt. Ausgerechnet jener Mann, der sich mehr als jeder andere Präsidiale für Fanbelange eingesetzt hatte, wurde für vogelfrei erklärt. Die Transparente im Stadion waren mitunter beschämend, wie auch den Antragstellern aufgefallen zu sein schien, die ein wenig auf Stenger zugingen: Sorry, war nicht persönlich gemeint! Aber wie kann man bitte noch persönlicher werden?

Sie wären gut beraten gewesen, die Thematik personenunabhängig einzubringen. Konsens, das zeigte die Abstimmung, war ohnehin gegeben. Selbst das Präsidium votierte für den Antrag, künftig die Fanvertreter zu hören. Ein Zeichen von Stärke. Nämlich jener, eigene Fehler einzugestehen und es besser zu machen. Eine Qualität, die den Initiatoren des Abwahlantrags am Montagabend noch abging.