Der Außenverteidiger trifft am Sonnabend auf den Klub, bei dem er gern geblieben wäre. Dennoch freut sich Volz auf das Spiel gegen St. Pauli.

München. Am Eingang des Fanshops an der Grünwalder Straße steht eine übergroße Pappfigur. Nicht Gabor Kiraly, Daniel Bierofka oder Benjamin Lauth, nein, Moritz Volz begrüßt hier die Anhänger des TSV 1860 München. Der 29-Jährige hat bei den Löwen nach seinem Wechsel vom FC St. Pauli im Sommer nahtlos eine tragende Rolle übernommen. In allen 13 Pflichtspielen stand der Neuzugang in der Startelf. Auch die veränderte Aufgabe als Linksverteidiger kann den Wohlfühlfaktor nicht schmälern: "Der Trainer hatte mir gesagt, dass er so plant. Ich konnte mich darauf einstellen." Rechtsverteidiger Volz wechselte den Flügel, verteidigt nun links. Doch auch grundsätzlich - zumindest aus Hamburger Sicht - gilt, dass der Siegener gegen St. Pauli (13 Uhr/Sky und Liveticker auf abendblatt.de) auf der falschen Seite steht.

Im Februar hatte die damalige sportliche Leitung um Sportchef Helmut Schulte die Entscheidung gefällt, mit Volz statt Carsten Rothenbach in die neue Saison zu gehen. Während Rothenbach seinen Abschied vom Millerntor bekannt gab, verpassten die Verantwortlichen, Volz den entsprechenden Vertrag zu geben. Der hatte damals keine weiteren Angebote, er wäre geblieben, doch niemand meldete sich bei ihm oder seinem Berater.

"Sicherlich haben die Verantwortlichen das ein bisschen auf die leichte Schulter genommen. Man hätte mit mir ja schon im Februar oder März konkrete Gespräche führen können", sagt Volz, der Schulte indes nicht als Alleinschuldigen ausgemacht hat: "Das komplett auf ihn abzuwälzen, wäre falsch. Alle Verantwortlichen haben dazu beigetragen. Jeder auf seine eigene Art und Weise." Als dann das lukrative Angebot aus München kam, war St. Pauli chancenlos. Finanziell, aber auch weil der Verein Anfang Mai ein katastrophales Bild abgab. "Der Trainer wurde in der Öffentlichkeit infrage gestellt, und das hat mit Einfluss genommen auf meine Entscheidung", erinnert sich Volz, "diese ganzen Dinge haben eine Skepsis bei mir geweckt, die vorher nicht vorhanden war. Ich habe mich sehr erschreckt, wie viele Interna aus Mannschafts- oder Präsidiumskreisen damals an die Öffentlichkeit gekommen sind."

Dennoch freut Volz sich auf das Wiedersehen, er hält ohnehin noch Kontakt zu einigen Spielern. "Dieses Spiel will ich allein schon deshalb gewinnen, damit der Thorandt mich nicht zwei Wochen lang am Telefon nervt", sagt er und lacht. Volz ist zufrieden, hat mit seiner Freundin Anneke nach einem neuen Lieblingsrestaurant, dem Brenner in der Maximilianstraße, nun endlich auch eine Wohnung gefunden. In wenigen Tagen ist das Hotelleben Geschichte, der Hobbykoch freut sich auf seine eigene Küche. "Jetzt kann es noch besser werden", sagt er. Idealerweise schon heute, wenn es gegen die alten Kollegen geht.

TSV 1860 München: Kiraly - Schindler, Aygün, Bülow, Volz - Stahl, Bierofka - Tomasov, Stoppelkamp, Halfar - Lauth. FC St. Pauli: Tschauner - Avevor, Mohr, Thorandt, Schachten - Boll, Kringe - Schindler, Daube, Gyau - Ginczek.