Der ehemalige beinharte Verteidiger des FC St. Pauli wird heute erstmals seit der jüngsten Krebs-OP ein Fußballspiel besuchen.

Hamburg. Beim FC St. Pauli ist er eine Legende, die Fans wählten den eisenharten Verteidiger 2010 in die Jahrhundertelf. Beim SC Victoria wurde er später als langjähriger Chef des Klubhauses zum Kultwirt. Wenn heute Abend (19.30 Uhr) an der Hoheluft Victoria gegen St. Pauli II antritt, schlägt das Herz von Walter Frosch für beide Teams. Dass es überhaupt noch schlägt, grenzt für viele an ein Wunder.

"Wenn Sie Pech haben, leben Sie nur noch ein halbes Jahr", bekam Frosch im Juni von den Ärzten zu hören. Der Krebs war nach 16 Jahren zurückgekehrt, diesmal als bösartiger Hauttumor im hinteren Rachenbereich. Das Plattenepithel-Karzinom ist deshalb so tückisch, weil es oftmals streut. "Das musste ich erst einmal verdauen", sagt "Froschi" im Rückblick. Er tat dann das, was er schon als Fußballprofi in Kaiserslautern und am Millerntor am besten konnte: Er nahm den Zweikampf an.

In der Uniklinik in Regensburg entfernten ihm die Ärzte in einer elfstündigen Operation den Tumor, seit einigen Wochen ist Frosch wieder zu Hause in Hamburg-Schnelsen. Er spricht durch einen Sprachaufsatz an seinem Kehlkopf und trägt beim Laufen ein Gestell mit einer Flasche voll Flüssigkeit bei sich, weil er über eine Magensonde noch künstlich ernährt wird.

Walter Frosch zeigt eine etwa 20 Zentimeter große Narbe auf seinem linken Unterarm. "So groß war der Tumor, den sie im Rachen entfernt und dann durch diese Hautfläche vom Arm ersetzt haben." Bis auf einen klitzekleinen Rest, der zu nah an der Wirbelsäule dran war. "Als ich erfahren habe, dass sie nicht alles entfernen konnten, war ich schon geschockt", sagt er. Aber dann hat er den Kampf wieder aufgenommen. Er geht regelmäßig zur Tumorkontrolle, bisher sind alle Werte in Ordnung. "Es sieht gut aus", sagt Frosch, der im November erneut in Regensburg operiert wird. Dann soll das Loch im Kehlkopf geschlossen werden.

Der 61-Jährige hat großes Vertrauen in die Kunst der Ärzte. "Vier Mediziner haben, unabhängig voneinander, gesagt, ich solle mich nicht verrückt machen", erzählt er. "Warten Sie mal ab! Sie haben schon Schlimmeres überstanden! Bei Ihnen ist sowieso alles anders!", bekam er zu hören.

Mit Freundin Gaby, die ihn liebevoll pflegt, ist sein "Glücksgriff" und immer an seiner Seite. Walter Frosch guckt optimistisch nach vorne. Heute will er sich erstmals wieder mindestens eine Halbzeit an der Hoheluft angucken, nach der OP will er Anfang Dezember St. Paulis Heimspiel gegen "meine Lauterer" am Millerntor verfolgen. Und am 2. Februar findet wieder das Walter-Frosch-Turnier von Victorias Senioren statt. Sein Freund Jens Luther, Chef der Hanseatischen Krankenkasse, wird für jedes Tor Geld für einen guten Zweck spenden. "Wir sammeln für krebskranke Kinder", sagt Froschi, "die sind doch viel schlimmer dran als ich."