Für Paderborns Deniz Naki wird das Duell gegen seinen Ex-Klub zum Saisonhöhepunkt. Der 23-Jährige spricht sogar von einer Rückkehr.

Hamburg. Deniz Naki drehte Runde um Runde durchs Millerntor-Stadion. Mit Tränen in den Augen rammte er ein letztes Mal die braun-weiße Fahne in den Boden, wie er es einst in Rostock getan hatte, als er damit für einen Eklat gesorgt hatte, bei St. Pauli aber zum Publikumsliebling geworden war. Szenen, die sich am letzten Spieltag der vergangenen Saison abspielten, als die Hamburger den SC Paderborn 5:0 schlugen, Naki in der Nachspielzeit traf und der Klub den Aufstieg in die Bundesliga knapp verpasste.

Naki und St. Pauli gingen anschließend nach drei gemeinsamen Jahren getrennte Wege. Fünfeinhalb Monate später kommt es am Sonntag in Paderborn (13.30 Uhr) zum Wiedersehen. Denn nach Wochen voller Ungewissheit heuerte der zuvor vereinslose Naki Ende August für zwei Jahre bei den Ostwestfalen an. "Als ich unterschrieben hatte, habe ich sofort nachgeschaut, wann wir gegen St. Pauli spielen", sagt der 23-Jährige, der seinen Ex-Verein weiterhin als "große Liebe" bezeichnet.

Nach verheißungsvollem Beginn auf St. Pauli, verbunden mit dem Aufstieg in die Bundesliga 2010, geriet die Karriere des einstigen DFB-Juniorenspielers ins Stocken. Der Ausflug ins Fußball-Oberhaus wurde für Naki zum bitteren Lehrjahr. Unter St. Paulis Ex-Trainer André Schubert sorgte der Heißsporn durch Entgleisungen auf und neben dem Feld für Schlagzeilen. Die Chemie zwischen Spieler und Trainer stimmte nicht. Das fahrlässige Abwehrverhalten des Stürmers brachte Schubert mehrfach in Rage.

Der Abgang nach einer durchwachsenen Saison, in der Naki zwischen Bank und Spielfeld pendelte, folgte schließlich nach einem öffentlichen Zwist mit der sportlichen Führung. Heute sagt der Offensiv-Dribbler: "Wenn ein Trainer keine Lust mehr auf einen Spieler hat, hat es für beide Seiten keinen Sinn." Vier Monate später musste auch Schubert seine Koffer in Hamburg packen. Zwar hat Naki beim Tabellenneunten Paderborn eine neue fußballerische Heimat gefunden, doch "unter diesen Voraussetzungen wäre ich auch gerne geblieben", sagt er nun. Eine Rückkehr nach Hamburg hält er für möglich: "Jetzt konzentriere ich mich auf Paderborn, aber natürlich würde ich in ein paar Jahren gerne noch einmal für St. Pauli spielen."

Inzwischen steht der Deutschtürke in Paderborn nach Anlaufschwierigkeiten vor dem Sprung in die Startelf. Weil Naki die gesamte Vorbereitung verpasste, schob er in den vergangenen Wochen fleißig Extraschichten. Pünktlich vor dem Duell gegen St. Pauli machte er im Testspiel gegen Bundesligist Mönchengladbach (2:0) mit einer Torvorlage auf sich aufmerksam - und hofft nun auf das Vertrauen von Trainer Stephan Schmidt. "Das Spiel wird mein Highlight. Ich freue mich riesig auf die alten Kollegen und auf diese positiv verrückten St.-Pauli-Fans", schwärmt Naki, dem der Applaus des Gästeanhangs sicher sein dürfte.

Von Wiedersehensfreude und Aufbruchstimmung beim Gegner will sich Deniz Naki am Sonntag nicht beeinflussen lassen. "St. Pauli muss die Kurve kriegen, aber nicht gegen uns. Sosehr ich den Verein liebe, die Punkte bleiben hier", markiert er diesmal mit schwarz-blauer Fahne verbal das Revier.