Gegen den FC Ingolstadt will der FC St. Pauli mit 4000 Fans auf der neuen Gegengeraden drei Punkte und das 100. Zweitligator des Topstürmers feiern.

Hamburg. André Schubert konnte sich die Ergänzung nicht verkneifen. "Und wir haben auch einen: Marius Ebbers", warf der Trainer auf der Pressekonferenz ein, nachdem Innenverteidiger Markus Thorandt mit den Medienvertretern soeben die Topstürmer der Zweiten Liga diskutiert hatte und schnell zu dem Schluss gekommen war, dass Christian Eigler zweifellos dazugehöre. Wenn der FC St. Pauli am heutigen Sonnabend beim Heimspielauftakt den FC Ingolstadt am Millerntor empfängt (15.30 Uhr/Sky und Liveticker auf abendblatt.de), stehen sich zur besten Bundesligasendezeit auch zwei der erfahrensten und besten Angreifer der Liga gegenüber: Ebbers und Eigler, die in dieser Saison nach Willen der Hamburger eigentlich gemeinsam auf Torejagd hätten gehen sollen.

Eigler, 135 Bundesliga- (24 Tore) und 122 Zweitligaspiele (35), war der Wunschstürmer von St. Paulis Verantwortlichen, wechselte in der Sommerpause letztlich aber doch vom 1. FC Nürnberg zu den finanzstarken Ingolstädtern. "Der Junge hat Qualität, hätte uns gut getan", weiß Ebbers vor dem Stürmerduell, "aber jetzt haben wir andere gute Jungs, die auch ihre Qualitäten besitzen." Und diese nun einsetzen müssen. Schubert stellt den Stellenwert der Heimpremiere nach dem 0:0 beim FC Erzgebirge Aue heraus: "Wir wollen natürlich immer gewinnen, aber ein Sieg gegen Ingolstadt wäre von großer Bedeutung, um einen guten Start zu erwischen und uns gleich positionieren zu können", sagt der Chefcoach, der mit dem Punkt zum Start nicht unzufrieden war und daher kaum personelle Änderungen vornehmen dürfte: "Da waren schon einige gute Dinge dabei. Das Defensivverhalten stimmte über weite Strecken, die Abstimmung im Aufbau, aber wir müssen die aussichtsreichen Situationen besser zu Ende spielen." Ein Auftrag an die Offensivabteilung. "Wir haben das in Aue schon insgesamt ganz gut gemacht. Eigentlich fehlte uns nur ein Tor", findet auch Ebbers, der erneut gemeinsam mit Lennart Thy in vorderster Front auflaufen dürfte und als Topkandidat auf den ersten Treffer der Saison gilt.

Gut möglich, dass heute sogar Historisches vollbracht wird. Bereits das 2:2 der Ingolstädter zum Ligastart gegen Cottbus war aus Doppelpacks von FCI-Kapitän Leitl und Energies Boubacar Sanogo hervorgegangen. Sollte Ebbers die Schlagzahl halten, würde er als 15. Spieler der Zweitligageschichte auf 100 Tore im Unterhaus kommen (siehe Tabelle). "Das ist ein Ziel, keine Frage. Natürlich möchte ich die 100er-Marke gerne knacken", sagt der 34 Jahre alte Essener, der für Duisburg, Köln, Aachen und die Hamburger traf, "von mir aus auch sehr gerne schon am Sonnabend". Gibt es ein Torjubiläum zum Heimspielauftakt?

Zumindest am Freitag wurde schon mal Geschichtsträchtiges bejubelt. Um 18.52 Uhr stürmte Stadionchef Torsten Vierkant auf die Geschäftsstelle und stieß einen lauten Freudenschrei aus. Nach 24-stündiger Prüfung und anschließender 160-minütiger Beratung erlaubten die Bauphysiker und Prüfstatiker die Teilnutzung der in Rekordzeit gebauten Gegengerade. 97 Tage reichten aus, um die alte Tribüne abzureißen und die neue zu errichten. Immerhin 4000 Fans dürfen die Tribüne nun einweihen, werden aber gebeten, selbst im Fall von Ebbers' 100. Treffer kein Konfetti zu schmeißen, um den Baufortschritt nicht durch zusätzliche Reinigungsmaßnahmen zu verzögern. 900 Dauerkartenbesitzer hatten bereits im Vorfeld von einem Tauschangebot Gebrauch gemacht und weichen auf die Nord- und Südtribüne aus, für die übrigen 1100 der insgesamt 6000 Dauerkarteninhaber liegen an der Tageskasse Sitzplatztickets bereit.

Geht es nach Eigler, wird die neue Tribüne für die Hamburger der einzige Anlass zum Feiern bleiben. Beim letzten Aufeinandertreffen am 5. März 2010 schoss der Angreifer St. Pauli mit vier Toren im Alleingang ab. Das Auswärtsspiel beim 1. FC Nürnberg ging mit 0:5 klar verloren. "Solche Spiele vergisst du natürlich nicht, auch wenn man das gerne ausblenden würde", sagt Thorandt, "wir werden höllisch aufpassen müssen. Der Eigler gehört sicherlich zu den besseren Stürmern der Liga." Der Ebbers aber auch.