Heute starten die Kiezicker in Aue in die Saison. Das Abendblatt vergleicht den Kader mit dem Team, das 2010 den Sprung in die Bundesliga schaffte.

Hamburg. Oben mitmischen, eine gute Rolle spielen, innerhalb der nächsten drei Jahre den Bundesligaaufstieg anpeilen. Die öffentlich kommunizierten Ziele, mit denen der FC St. Pauli heute in Aue in die Saison startet (18 Uhr/Sky und im Liveticker auf abendblatt.de), sind ähnlich wie vor drei Jahren. Nach einer nahezu perfekten Saison gelang im Mai 2010 der Aufstieg. Das Abendblatt vergleicht die Mannschaft von damals mit der heutigen.

Torwart: In seiner letzten Saison als Nummer eins war Mathias Hain ein starker Rückhalt. Vor allem die Erfahrung des damals 37-Jährigen half der Mannschaft in brenzligen Situationen. Mit Philipp Tschauner verfügt die aktuelle Mannschaft jedoch über einen der stärksten Torhüter in der Liga. Mit seiner Ausstrahlung und seiner Präsenz ist Tschauner innerhalb nur einer Saison zu einer Führungspersönlichkeit gereift. Wenn er kleine Aussetzer wie in der vergangenen Saison in Braunschweig abstellen kann, hat St. Pauli auf dieser Position einen leichten Vorteil gegenüber 2010.

Abwehr: Die Innenverteidigung des FC St. Pauli ist topbesetzt. Carlos Zambrano, Markus Thorandt, Florian Mohr und bald auch Sören Gonther (Kreuzbandriss) gehören zum Besten, was die Liga zu bieten hat. Im Vergleich zu Fabio Morena, Ralph Gunesch und dem Thorandt von damals sind die aktuellen Innenverteidiger deutlich besser. Auf den Außenpositionen, für die auch Gonther nach seiner Genesung vorgesehen sein dürfte, ist St. Pauli schwächer aufgestellt, wobei abzuwarten bleibt, wie sich Florian Kringe, auf dem große Hoffnungen ruhen, entwickelt. 2010 hatte St. Pauli in der Rückrunde mit Bastian Oczipka einen überragenden Außenverteidiger, rechts leistete Carsten Rothenbach solide Arbeit, so wie es jetzt Jan-Philipp Kalla oder Sebastian Schachten tun sollen. Insgesamt klarer Vorteil für den aktuellen Kader.

Mittelfeld defensiv: Matthias Lehmann war 2010 Antreiber, Spielgestalter, Torschütze und in vielen Partien aufgrund seiner Zweikampfstärke und seinem Siegeswillen die entscheidende Komponente. Seit Lehmanns Weggang ist Fabian Boll in die Rolle von Lehmann als Takt- und Kommandogeber geschlüpft, kann die gestalterischen Fähigkeiten Lehmanns jedoch nur bedingt ersetzen. Patrick Funk und Dennis Daube als Nebenmänner sind jeder auf seine Weise gut, insgesamt kommt das zentrale Duo der derzeitigen Mannschaft aber nicht an das von 2010 heran.

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Mittelfeld offensiv: Von der starken offensiven Mittelfeldreihe mit Florian Bruns, Charles Takyi, Max Kruse, Rouwen Hennings und Deniz Naki, die 2009/10 insgesamt 37 Tore erzielte, ist nur Bruns übrig geblieben. Derjenige, der am wenigsten Torgefahr ausstrahlt. Sicher ist Fin Bartels in Topform ein richtig starker Außenspieler, jedoch ebenfalls weniger torgefährlich. Kevin Schindler konnte in seiner ersten Saison noch nicht überzeugen, und die jungen Neuzugänge Akaki Gogia, 20, und Marcel Andrijanic, 19, sind Perspektivspieler, deren Entwicklung erst noch bevorsteht. Gerade die starke Bank sicherte 2010 viele Erfolge, in der kommenden Saison benötigt die offensive Mittelfeldreihe sicher Unterstützung aus dem ...

... Sturm: Denn hier ist der aktuelle Kader sehr gut besetzt. Vier Vollblutstürmer, von denen zwei (Lennart Thy und Daniel Ginczek) auch über die Außen kommen können. Die Zusammenstellung des Kaders ist auf die Umstellung auf das neue 4-4-2-System abgestimmt worden. Weniger Offensivkräfte im Mittelfeld, dafür mehr Stürmer. Marius Ebbers wird zwar sicher nicht noch einmal 20 Tore schießen wie 2010, die aktuelle Mannschaft ist in vorderster Front jedoch insgesamt ausgeglichener und besser besetzt als vor drei Jahren.

Trainer: Holger Stanislawskis Credo hieß immer: Lieber 5:4 gewinnen als 1:0. Mit Erfolg. Die Aufstiegsmannschaft erzielte 72 Treffer. Stanislawski war und ist eine Ikone des Vereins, hatte volles Vertrauen der Spieler und des Präsidiums. André Schubert hat eine schwere erste Saison hinter sich, aus der er jedoch gestärkt hervorgegangen ist. Das Verhältnis zwischen Spielern und Trainer scheint sich positiv entwickelt zu haben. Der Coach, sportlich ebenso Fachmann wie sein Vorgänger, muss nun beweisen, dass er auch in schwierigen Situationen die Ruhe bewahrt und aus jedem Spieler das Beste herauskitzeln kann.

Fazit: Hinten und ganz vorne ist der FC St. Pauli besser besetzt als noch vor drei Jahren. Im Mittelfeld dagegen könnte es hapern. Wenn jedoch Patrick Funk und Dennis Daube ihre Ankündigung, mehr Verantwortung zu übernehmen, wahr machen und wenn die Perspektivspieler auf der offensiven Außenbahn sich zu gleichwertigem Ersatz entwickeln, dann hält die aktuelle Mannschaft dem Vergleich insgesamt stand.