Ein Kommentar von Lutz Wöckener

Natürlich waren sie da, die Mahner, die den warnenden Zeigefinger hoben. Der FC St. Pauli, jener Klub, für den vor acht Jahren noch gespendet, gesoffen und deutschlandweit gerettet werden musste, um das Überleben zu garantieren, als vertrauensvoller Schuldner? Ausgerechnet dem Totenkopf sollte das Geld in den Rachen geworfen werden? Der Start der FC-St.-Pauli-Anleihe war auch für ihre Macher ein Abenteuer. Vizepräsident Woydt zog die Grenze zwischen Erfolg und Misserfolg ungewiss bei drei Millionen Euro, der Hälfte des Volumens, und versprach auf der Emissionsveranstaltung einem vermeintlichen Utopisten "dir einen auszugeben", sollte die Sechs-Millionen-Grenze tatsächlich erreicht werden.

Nun, dreieinhalb Wochen später, ist die Anleihe ein Erfolg. Nicht weil die Drei-, Vier- und Fünf-Millionen-Euro-Marke bereits übertroffen wurde und das Projekt ausgeweitet wird. Vielmehr hat die Anleihe dokumentiert, welches Vertrauen sich Präsidium, Aufsichtsrat und Geschäftsführung im breiten Umfeld des Klubs in den vergangenen Jahren erarbeitet haben. 5,7 Millionen Euro sind weder das Resultat der mit sechs Prozent lockenden Verzinsung, noch die Laune eines Großinvestors. Mehr als 4000 Zeichner stehen als Überzeugungstäter. Ein Investment als Hilfe, um die Politik fortführen zu können. Ein Investment als Zustimmung und Vertrauensbeweis für die Vereinsspitze.

Nicht wenige wollen auf die jährliche Einlösung ihrer Zinskupons verzichten. Lediglich eine Schuld wird schon in dieser Woche fällig. Tjark Woydt muss wieder etwas ausgeben, und diesmal ist es keine Anleihe.