Doch mehr als 100 Gästefans am Millerntor. St. Pauli spendet 10 000 Euro

Hamburg. Nicht nur die zahlreichen Friesennerze der St.-Pauli-Anhänger sorgten bei Hamburger Schmuddelwetter für gelbe Farbtupfer. Mehr als 100 Dresdner Fans hatten den Weg ans Millerntor gefunden, obwohl die Dynamo-Vereinsführung nach den Randalen beim DFB-Pokalspiel in Dortmund auf das Kartenkontingent verzichtet hatte. Immer wieder hallten lang gezogene "Dynamo"-Rufe von der Haupttribüne durchs Stadion.

Selbst im Gästebock, wo Eintrittskarten nur an St. Paulis Mitglieder und Dauerkarteninhaber vergeben worden waren, fanden die Anfeuerungsrufe von rund 20 zivil gekleideten Schwarz-Gelben ein Echo. Erlaubt war das Tragen von Dynamo-Fanutensilien allerdings nur auf den übrigen drei Tribünen.

St. Paulis Fabian Boll war jedenfalls froh über die Unterstützung für den Gegner: "Ein Glück, dass wenigstens ein paar Gästefans da waren. Das gehört doch dazu", sagte der Torschütze und traf damit den Ton von Sportchef Helmut Schulte: "Es war eine gewöhnungsbedürftige Stimmung. Fans gehören zum Fußball einfach dazu." Das sah auch das Hamburger Publikum so, das vor der Partie mit einer Choreografie auf den Fan-Verzicht reagierte. "Fußball ohne Fans ist wie Elfmeter ohne Torwart", gab die Südtribüne ihr Statement ab.

Da die Begegnung aufgrund des größtenteils fehlenden Anhangs nicht mehr als "Sicherheitsspiel" eingestuft werden musste, ergaben sich für den FC St. Pauli gestern durch den erlaubten Vollbier-Ausschank sogar deutliche Mehreinnahmen. "Wir könnten dieses Geld natürlich einstecken...", leitete Vizepräsident Bernd-Georg Spies auf der Pressekonferenz ein, um dann eine bemerkenswerte Geste zu verkünden: St. Pauli spendet 10 000 Euro zu gleichen Teilen für das "Fanprojekt Dynamo" und die "St. Pauli Fanräume e.V." und will damit ein Zeichen an die friedlichen Anhänger setzen. Zudem stockte Sponsor "Förde Show Concept" den Betrag noch um 3000 Euro auf.

Nach dem von Krawallen überschatteten Nordderby gegen Hansa Rostock (3:1) und der Partie ohne Gästeanhang freut sich Fabian Boll auf den SC Paderborn am Freitag: "Endlich kommt mal wieder ein normales Spiel. Mit Fans auf beiden Seiten."