Auch in finanzieller Hinsicht gibt sich der FC St. Pauli nicht mehr ganz so unkonventionell: Wie schon einige Profifußballklubs zuvor beschafft sich der Verein nun Geld auch über eine Anleihe. Originell ist daran allenfalls der Starttermin - exakt ab 19.10 Uhr am 10. November kann das Papier gezeichnet werden.

Zweifellos sind die eigenen Fans für einen Fußballklub eine begeisterungsfähige Zielgruppe, zumal bei einem Verein mit Kultstatus wie St. Pauli. Sollte die Anhängerschaft allerdings glauben, sie könne Solidarität zeigen und sich gleichzeitig eine renditeträchtige Geldanlage sichern, droht eine herbe Enttäuschung. All jene, die vor elf Jahren zum Börsenstart der Borussia-Dortmund-Aktie für elf Euro zugriffen, mussten diese Erfahrung machen. Praktisch vom ersten Tag an ging es mit dem Kurs bergab, heute ist das Papier gut zwei Euro wert.

Finanzexperten tun sich denn auch stets schwer, Aktien oder Anleihen von Fußballvereinen als aussichtsreiche Anlageprodukte zu empfehlen. Sportlicher Erfolg lässt sich eben wesentlich schwerer prognostizieren als die Verkaufszahlen von Autos oder Waschmitteln. Und wenn es auf dem Spielfeld schlecht läuft, herrscht nicht selten auch Flaute in der Kasse - viele St.-Pauli-Fans werden sich noch lebhaft an die Retter-Kampagne des Jahres 2003 erinnern.

Nimmt man die enorme Opferbereitschaft dieser Zeit zum Maßstab, könnte die Anleihe durchaus gut laufen. Und schließlich muss man nur mindestens 100 Euro einzahlen: So mancher russischer Oligarch oder arabischer Ölscheich hat sich seine Fußballbegeisterung schon dreistellige Millionenbeträge kosten lassen.