Ein Glückwunsch von Lutz Wöckener

Sicher, die Erkenntnis ist nicht neu. Dass beim FC St. Pauli solide gewirtschaftet, weitsichtig geplant und in der Konsequenz erfolgreich gearbeitet wird, haben die letzten Jahre eindrucksvoll bewiesen. Sportliche wie wirtschaftliche Konsolidierung an der Schwelle zur Bundesliga sind das Ergebnis vieler richtiger Entscheidungen in den Führungsgremien. Doch seit Freitag haben sie es schwarz auf weiß, von offizieller Seite bescheinigt.

Als erster deutscher Profiklub wurde der FC St. Pauli vom TÜV Süd für sein Qualitätsmanagement nach ISO 9001 zertifiziert. Was klingt wie ein neues Apple-Betriebssystem, ist nicht mehr, aber eben auch nicht weniger als der Nachweis, dass die Abläufe und Strukturen innerhalb der Geschäftsstelle internationalen Standards entsprechen. Und das ausgerechnet bei jenem Stadtteilverein, der landauf, landab jahrzehntelang als Inbegriff des Chaosklubs galt und Misswirtschaft als ungeschriebenen Paragrafen in seiner Satzung verankert zu haben schien.

Langeweile droht dennoch nicht. Angesichts der infrastrukturellen Großprojekte und des mittelfristig angepeilten Aufstiegs in die Bundesliga sind die Anforderungen vielleicht höher als je zuvor. Und einen liebenswerten Chaosklub hat sich die Stadt ja auch ohne den FC konservieren können: ein paar Kilometer weiter nordwestlich, an der Sylvesterallee, wo auch die Hamburger Dependance des TÜV Süd beheimatet ist. Bis zu einem dienstlichen Nachbarschaftsbesuch sollten die Prüfer dem HSV aber fairerweise noch ein wenig Zeit lassen.