Nach mehreren Stationen als Leihspieler hofft St. Paulis neuer Offensivakteur Kevin Schindler auf ein längerfristiges Engagement in Hamburg.

Hamburg. Kevin Schindler brauchte kein Hotelzimmer. Die Nacht nach seinem spontanen ersten Auftritt im Trikot des FC St. Pauli am Dienstag verbrachte der 23-Jährige einfach bei seiner Freundin Kira, die in Hamburg Kommunikationsdesign studiert. Der Wechsel von Werder Bremen zum Kiezklub, den er erst gestern Nachmittag mit seiner Unterschrift endgültig perfekt machte, hat also gleich in mehrfacher Hinsicht sein Gutes. Schindler erwartet ein vertrautes Umfeld. Ein Umstand, der ihm auch deshalb zupass kommt, weil er endlich einmal dauerhaft an einem Ort bleiben möchte. Als Fußballer wie als Privatmensch.

Drei Stationen als Leihspieler hat der gebürtige Delmenhorster innerhalb kürzester Zeit hinter sich gebracht. Werder schickte ihn erst nach Rostock, dann nach Augsburg und schließlich nach Duisburg. Vor allem die letzten beiden Engagements verliefen nicht so, wie es sich der ehemalige U-21-Nationalspieler vorgestellt hatte. Für Duisburg absolvierte er gerade einmal drei Spiele, dann zog er sich einen Knorpelschaden im linken Knie zu. Nach einem Jahr Pause lief er wieder für Werder auf - allerdings nur noch in der Drittliga-Mannschaft.

"Auf Dauer ist die U-23-Mannschaft kein Pflaster, wenn man sich weiterentwickeln möchte", sagt Schindler, der bereits in fünf Erst- und 40 Zweitligapartien Erfahrungen sammelte. Eine weitere Ausleihe kam für den Offensivakteur, der nach eigenem Bekunden alles auf der rechten Seite spielen kann, nun nicht mehr infrage. "Ich möchte mal irgendwo ankommen", erklärt der 1,91 Meter große Außen, der bei St. Pauli einen Vertrag über ein Jahr mit Option auf eine weitere Spielzeit erhielt.

Obwohl er sich bei den Profis von Werder nicht durchsetzen konnte, empfindet er den Wechsel zum Hamburger Zweitligisten nicht als Rückschritt. Sein Ziel sei es vielmehr, auf diesem Weg zwei Schritte nach vorn zu machen. St. Paulis Sportchef Helmut Schulte traut ihm dies zu. "Der Junge hat eine richtig gute Ausbildung genossen. Ihm fehlt derzeit nur die Spielpraxis", sagt er. "Seine offensiv ausgerichtete Art Fußball zu spielen, wird uns viel Freude bereiten." Trainer André Schubert bescheinigt Schindler eine gute Technik und Schnelligkeit, ein gutes Flankenspiel und Zug zum Tor. Zudem sei er einfach ein guter Typ.

Dass sein erster Auftritt für St. Pauli nun ausgerechnet das kurzfristig vereinbarte Testspiel gegen Werder war, empfand Schindler selbst als kurios. Vergangene Woche hatte er noch in Bremen trainiert, am Dienstagabend ging es nach einer kurzen Vorstellung in der Kabine gleich mit der neuen Mannschaft gegen die alten Kollegen aufs Feld. Beim 4:5 am Millerntor lieferte Schindler eine ansprechende Leistung ab, erzielte gleich seinen ersten Treffer für die Braun-Weißen. Schubert attestierte ihm eine ordentliche Leistung, auch die Fans waren angetan. Bei ihnen scheint der Neue schon einmal angekommen zu sein.